WOMAN – Interview

Foto-© Robert Winter

Das Kölner Trio WOMAN hat endlich sein Debütalbum Happy Freedom in den Startlöchern. Damit gehören sie nun auch zu den Bands der Stadt, die endlich ihr Album fertig haben. Wir trafen Keyboarder Carlos und Drummer Milan in Köln, um mit ihnen über ihre neue Platte und den Sound of Cologne zu sprechen.

Euer Debütalbum erscheint im Mai. Wie fühlt ihr euch?
Carlos: Gut. Es ist alles sehr spannend, hier zu sitzen und zum ersten Mal Interviews zu geben.
Milan: Wir haben uns vorher total viel Stress gemacht und sind jetzt sehr happy, dass wir uns selber zufrieden stellen konnten.

Habt ihr Leute aus eurem Umkreis, die euch schon genervt haben, wann ihr endlich einen Langspieler rausbringt?
C: Ja, auf jeden Fall. Wir sind ja eine der Bands, die es schon ziemlich lange gibt, aber wir sind einfach nicht zu Potte gekommen. Wir haben uns dann eine Deadline gesetzt, bis wann wir das Album rausbringen.

Warum nennen sich eigentlich drei Jungs WOMAN?
C: Das war einfach so ein gemeinsames Gefühl, sich so zu nennen. Wir mögen das Gefühl von Weiblichkeit und denken, es ist unterrepräsentiert in der Popmusik. Viele Leute fanden den Namen komisch, aber wir haben das nie so empfunden. Wir wollten Frauen einfach was zurückgeben, da sie die wichtigsten Menschen hinter diesem Projekt sind.

Euer Album heißt Happy Freedom. Was steckt dahinter?
C: Der Titel soll das Gefühl bezeichnen, wie es ist, hier gerade zu leben, in Europa, im Westen. Als wir in Wien zum Aufnehmen waren, haben wir erst richtig gespürt, wie es unseren Leuten so geht. Wir waren ja drei Monate weg aus unserer Heimat und haben uns nur mit Musik beschäftigt. Der Titel soll bisschen widerspiegeln, wie es unsrer Generation so geht. Es sind ja beides positive Begriffe, aber wir sollten alle hinterfragen, was für jeden Einzelnen Freiheit bedeutet. Ein kleiner Denkanstoß eben, aber ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen.

Habt ihr irgendwelche Vorbilder, die euch inspirieren?
C: Ich komme eigentlich aus dem Techno-Bereich, aber habe dann irgendwann Can für mich entdeckt, großartig. Auch Childish Gambino und Detroit Funk mag ich sehr. Ich denke, das spiegelt die Platte auch bisschen wider.
M: Also ich bin in einem Jazz-Haushalt groß geworden, aber ich mag auch Bands, die jazzig klingen, aber keine sind, so wie Grizzly Bear.
C: Manu (Sänger Manuel) hat super viel Talking Heads gehört, aber er ist auch ein großer Radiohead-Fan. Er hat auch aus Spaß japanische Funkmusik gehört (lacht)

Nervt es euch, wenn ihr in eine Schublade gesteckt werdet?
C: Ich finde es eine gute Sache, weil es ist ja erst unser Debütalbum. Erst bei der dritten Platte, denke ich, sollten wir unseren Sound gefunden haben. Es gibt ja viele Bands, die schon komplett ihr Konzept haben, bevor ihr erstes Album rauskommt. Wir sind alle drei unterschiedliche Typen und es ist wichtig, das rauszustellen.

Was haltet ihr von dem Begriff Sound of Cologne?
Milan: Also ich bewege mich persönlich nicht so sehr in der Musikszene, deswegen ist das ein wuser Begriff. Hier passiert aber wirklich unglaublich viel. Viele Bands wie AnnenMayKantereit, Roosevelt..
C: …Golf, Sparkling, Blau…
M: …sind ja gerade am durchstarten, auch über die Landesgrenze hinaus.
C: Ich weiß nicht, ob es wirklich der Sound of Cologne ist. Es gibt auf jeden Fall eine Class of Cologne. Auch in der DJ Szene gab es paar gleichaltrige DJs, die dann über die Stadtgrenzen hinaus gespielt haben. So ist es denke ich auch bei den Bands jetzt. Ich glaube, der Begriff nervt einige Leute, aber mich überhaupt nicht. Wir müssen ja auch bisschen zusammenhalten. Wir kennen die Jungs von Golf und Wyoming zum Beispiel und sind mit ihnen befreundet. Alle Leute arbeiten richtig hart, So jemand wie Roosevelt ist ja nicht aus dem Nichts gekommen, sondern hat Jahre geackert. Deswegen sind wir als Kollegen auch stolz darauf, dass er es gepackt hat. Man hilft sich einfach und das ist der gemeinsame Nenner.

Liegt das vielleicht auch an dem Kölner Vibe, an der Mentalität?
C: Ja, es ist schon entspannter als in Berlin, aber Köln wird leider immer teurer. Das ist auch für Musiker schwierig. Aber wenn man in der Innenstadt langfährt, triffst du zwangsläufig andere Musiker.
M: Konkurrenz gibt es aber nicht, da jeder was Anderes macht, z.B. würden wir nie so was machen wie Golf und umgekehrt genauso. Wäre halt krass, wenn eine Band kommt, die nur kopiert, aber hier gibt’s schon einen Solidaritätsgedanken. Deswegen macht das auch keiner.

Würdet ihr auch nach Berlin ziehen, um voranzukommen?
M: Man kann das nie ganz ausschließen, aber steht nicht auf der Agenda.
C: Wenn es uns voranbringen würde, könnte man drüber diskutieren. Aber das steht momentan nicht zur Debatte. Wir sind alle sehr gerne hier.

Findet ihr es schwieriger, sich heutzutage als Musiker zu etablieren oder eigentlich einfacher durch die ganze Digitalisierung?
M: Schwieriger. Mein Vater hat früher in Bonn so kleine Konzerte organisiert. Bekannte Krautbands kamen dahin, aber das ist heute nicht mehr möglich. Allein schon durch die Masse an Bands. Jeder kann heute sein Computer aufklappen und mit den geringsten Mitteln etwas Geiles produzieren. Da ist es schwierig, sich durchzusetzen.
C: Sowohl Gefahr als Chance würde ich sagen. Ich denke, die Qualität ist nicht gestiegen, aber es wird einfach mehr. Ich spreche heute mit Leuten, mit denen ich mich früher viel über Musik ausgetauscht haben und die sagen, Mann, ich kann mir das alles nicht mehr anhören. Ich mach einfach meine Spotify Playlist an. Diese Masse überfordert viele Leute, und mich auch. Andererseits ist es auch eine Chance, weil, wie schnell kommt man heutzutage als kleine Indieband nach London? Das Internet beschleunigt solche Prozesse.

Was habt ihr noch für Pläne für dieses Jahr?
C: Im Herbst ist eine Clubtour geplant und wir müssen mal wegen Festivals im Sommer schauen. Wir werden auch im Ausland spielen. Unser größtes Ziel ist es eigentlich, das Jahr relaxt anzugehen und sich nicht stressen zu lassen.

WOMAN live:
17.05. Haldern Pop Bar, Haldern
18.05. Cardinal Sessions Festival, Berlin
19.05. Cardinal Sessions Festival, Hamburg
20.05. Cardinal Sessions Festival, Köln
09.06. PULS Festival, München