JAMES VINCENT MCMORROW – True Care

And on my brightest days
Still duller than your darkest days
Impossible for me to say
How anyone
Deserves your true care
I’m uncomfortable
With being so uncomfortable
You let me be unreasonable
With everyone
Show me true care

(James Vincent McMorrow – True Care)

James Vincent McMorrow war schon immer einer dieser Künstler, bei denen man nie so richtig wusste, was man von ihnen erwarten konnte. Vom bodenständigen Folk auf seinem Debütalbum, über den experimentell-elektronischen Sound des Nachfolgers Post Tropical bis hin zum poppigen Sound des letzten Albums We Move, hat McMorrow sich nie auf einen Stil, eine Richtung festlegen lassen wollen. Und nun, nur 9 kurze Monate nach We Move, überrascht der Ire erneut, indem er Beyoncé-gleich ein komplett neues Surprise-Album herausbringt. True Care, wie der neue Langspieler betitelt ist, brannte McMorrow auf den Nägeln, und ausgebrannt vom klassischen Aufnahme–Release-Tour-Kreislauf, entschied er sich dazu, das Album quasi aus dem nichts zu veröffentlichen. Ohne monatelang an jedem Song herumzufeilen, ohne jede Zeile fünfmal im Kreis zu drehen, jede Ecke und Kante herauszufeilen. Und dementsprechend ist True Care nicht sein eingängstes Album geworden, aber nichtsdestotrotz ein vollwertiges, ernstzunehmendes Zeugnis eines impulsiven und gleichzeitig nachdenklichen, gereiften Künstlers.

Die Songs sind weitaus sperriger als die des Vorgänger-Albums, aber gleichzeitig eröffnet sich einem bei jedem Hören auch neue Dimensionen und Tiefen, die auf We Move sicherlich nicht fehlten, aber einfach offener lagen. Kritiker mögen McMorrow hier einen Schnellschuss vorwerfen, aber der Ire ist sich dessen vollständig bewusst – und hat dennoch sämtliche Bedenken über Bord geworfen, im Glauben daran, dass das Album mit der Unmittelbarkeit der Songs und ihrer rohen Emotionalität seinen Weg in die Herzen der Fans finden würde.

Beginnend mit dem sphärischen December 2914, das mit seinen Harmoniechören noch am ehesten dort anschließt wo We Move aufhörte, folgt mit dem Titelsong, True Care eine ungefilterte, slowjammende Soulballade, auf der sich McMorrow von den Perfektionszwängen seiner Vorgängeralben zu befreien scheint.

National ist eine herzzerreißend-reduzierte Pianoballade, die McMorrow´s Gesang so emotional-brüchig wie noch nie zeigt, während Thank You, eine 80-is inspirierte Midtempo-Nummer, einen unablässig zum Mitgrooven einlädt. Glad it´s raining ist mit seinem swingenden Refrain eine der eingängigsten Nummern des Albums, nur um dann mit dem stockend-pluckendern Don’t Wait Forever dem Hörer noch einmal ein Beinchen zu stellen.

Mit diesem Album wird McMorrow sicherlich nicht die Charts stürmen, aber das Level auf dem der Ire hier so kurz nach einem Knaller wie We Move hantiert, zeigt dass er es ernst meint und sich selbst am meisten herausfordert– und auf jeden Fall ein Künstler ist, den es nicht aus den Augen zu verlieren gilt.

James Vincent McMorrow – True Care
VÖ: 26. Mai 2017, AllPoints Recordings
www.jamesvmcmorrow.com
www.facebook.com/jamesvincentmcmorrow