MT. WOLF – Aetherlight


Foto-© Daniel Alexander Harris

Embrace the cold
Embrace my heart
Our love grown old
At least for each and one point

(Mt. Wolf – Hex)

Es könnte eine spirituelle Traumreise sein: “Wir laden sie ein sich zu entspannen, und ihre Füße werden schwer, so schwer.” Das könnte zwar, ist aber nicht. Eigentlich handelt es sich dabei um das Debüt des Londoner Trios Mt. Wolf. Aetherlight heißt das gute Stück, das einen eine knappe Stunde einlädt in sphärischer Melancholie zu versinken. Und obwohl es der Erstling der Gruppe ist, ist die Bandhistorie von Sebastian Fox, Stevie McMinn und Al Mitchells nicht ganz unbefleckt. Vor Jahren veröffentlichten sie ihre erste EP – damals noch ein Quartett, aus dem Sängerin Kate Sproule sich aber trennte. Es folgte eine zweijähre Pause und jetzt ist es da, das waschechte Debüt.

Zwischen den liebevoll gezupften Saiten der Acoustic-Gitarre, dem rücksichtsvollen Falsett des Sängers und den großflächig angelegten Synthesizern gipfeln die Songs von Mt. Wolf in wenige, großartige Momente. Großartig im Sinne von groß-artig. Da wird dann kurz mal alles aufgefahren, was das Studio so zu bieten hat. Streicher, die Synthies flirren nun mehr, als dass sie wabern und ein Bass brummt, vereinzelt löst die E-Gitarre in solchen Momenten das Falsett von Fox ab. Das laut-leise Prinzip ist so beanspruchend wie schnell durchschaut und deshalb in ähnlicher Geschwindigkeit ermüdend.

Das ist sehr schade, denn in Songs wie Hex funktioniert das einfach hervorragend. Da braucht es eigentlich nicht mehr als die Stimme des Sängers, die mal an Dry the River, an anderer Stelle an Bon Iver erinnert, und eine dezente Instrumentierung. Das Lied knistert hier und da heimelig, ist zunächst nut ein Hauch. Erst zur Hälfte entlässt er einen in anschwellende Streicher, Drums und Co. Sie kommen zum richtigen Zeitpunkt. Auch Tucana funktioniert, indem es einen regelrecht in seinen tröstlichen Fluss aus konstantem Beat und E-Gitarre einlullt, einen wegträgt von der eher schwerfälligen Melancholie des Albums.

Dass das Debüt tatsächlich erwartet wurde, verwundert nicht: Mt. Wolf haben Talent – ihre Musik macht durchaus Sinn und an einigen Stellen Spaß. Leider wird das nur auf Dauer hin anstrengend und wenn man bis dahin das Endgerät der Wahl nicht abgestellt hat, dann vermutlich aber das bewusste Zuhören. So geht einiges verloren: Wunderbare Höhepunkte und traumhaft leise Momente, die eigentlich danach verlangen, gehört zu werden. Es stimmt: hektisch und aufgeregt sind Mt. Wolf nicht auf ihrem Debüt. Trotzdem schaffen sie es, ihre eigene Musik unter den Scheffel zu stellen, indem sie einem zwischen all dem Auf und Ab nicht genug Raum geben, völlig darin aufzugehen.

Mt. Wolf – Aetherlight
VÖ: 23. Juni 2017, CRC Music
www.mtwolfofficial.com
www.facebook.com/MtWolfOfficial

Sophia Sailer

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