Foto-© Sony Music
I don’t know what I want
If I’m completely honest
I guess I could start a war
I guess I could sleep on it
(Declan McKennan – The Kids Don’t Wanna Come Home)
Man nehme einen 18-jährigen Jungspund, gebe im Glitzer, Dackelblick und ganz nebenbei auch noch ein Händchen für Musik. Fertig ist das Wunderkind: So der Titel des Declan McKennan aus Großbrittanien. Und so wurde er selbstverständlich nicht ohne Grund getauft. Geradezu aus dem Ärmel geschüttelt klingen seine poppigen Indie Sounds und die wacklige, sympathische Stimme. Rumgewerkelt haben an diesen aber neben allerlei Wunder auch noch James Ford. Dieser drehte beispielsweise auch schon bei Florence + The Machine und den Arctic Monkeys an den Schräubchen. Das, was sie da zusammen gebastelt haben, schimpft sich nun also Indie Pop.
Dabei ist Pop eigentlich so eine Genre-Zuordnung, die erstmal mehr abschreckt, als einlädt. Nicht aber in McKennans Fall, dem mit Freude die Tore zur Musikwelt geöffnet wurden. Ganze 40 Labels wollten ihn unter Vertrag nehmen – entschieden hat er sich letzten Endes für Columbia Records, die ihn natürlich mit offenen Armen empfingen. Ob er aber neben den Labels auch ZuhörerInnen begeistern kann, wird sich mit seinem Debüt offenbaren. Es heißt What Do You Think About The Car?
Auf diesem befinden sich – Überraschung! – allerlei hitverdächtige, sommerliche Popsongs. Nicht zu verwechseln mit leichter Kost, auch wenn die Lieder fast allesamt gut reingehen! Dem Genre vorauseilenden Ruf, oberflächlich zu sein, geht der Brite schon im Voraus aus dem Weg: Brazil hieß eine Vorabsingle, die sich thematisch am Diskurs um den umstrittenen Veranstaltungsort der FußballWM beteiligt. Declan McKennan hat also etwas zu sagen. In Listen To Your Friends singt er zum Beispiel „The problem is poor kids who can’t afford the train fare / So we up the train fare and charge them for not paying the train fare“ und obwohl er damit schwere Themen aufgreift, ist sein Album mehr erfrischend als träge.
Das mag vielleicht ein Stück weit an seinen leichten, eingängigen Melodien liegen, zum anderen bereitet es aber einfach Freude, dass er sich vor nichts scheut und ihn mehr bewegt, als der eigene emotionale Dunstkreis. Das ist die Beantwortung der ewigen Frage danach, wie politisch Musik sein muss – nämlich: Eigentlich gar nicht. Sie kann es aber. Und umso schöner ist es, wenn KünstlerInnen ihren Einfluss nutzen, um Themen auf den Tisch zu bringen – und das außerhalb von viel zu langweiligen Talkshows oder einer steifen Tagesschau. Da verzeiht man ihm diesen deplatzierten Kinderchor am Ende von The Kids Don’t Wanna Go Home, der irgendwie nach einer tiefgründigeren Erklärung verlangt, als die, die schon der Name impliziert.
Ob es sich bei dem Herren tatsächlich um ein Wunderkind handelt, sei einmal dahingestellt. Dafür ist es aber umso sicherer, dass Declan McKennan mit What Do You Think About The Car? noch nicht den letzten Ton von sich gegeben hat, der das Potential hat, um die Welt zu gehen.
Declan McKennan – What Do You Think About The Car?
VÖ: 21. Juli 2017, Columbia Records
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