Es kommt vor, dass man mit Leuten verwandt ist und nicht fühlt, dass man ihnen nahe steht.
(Louis – Einfach das Ende der Welt)
Familie ist etwas heiliges und eine Verbindung die eigentlich nicht brechen sollte. Louis (Gaspard Ulliel) hat seine Familie seit 12 Jahre nicht mehr gesehen und meldet sich überraschend für einen Besuch an. Seine Familie ist in heller Aufregung. Große Freude, aber auch Skepsis kommen mit dem Besuch einher. Gerade seine Mutter (Nathalie Baye) will nichts unversucht lassen, um den Besuch zu etwas besonderem zu machen. Doch sehr schnell schlägt die Stimmung um. Alte Wunden brechen auf und erhitzen die Gemüter. Immer mehr eskaliert die Situation. Doch eigentlich hat der Besuch des Sohnes einen guten Grund – doch wird er aussprechen können, wofür er gekommen ist?
Xavier Dolan ist gerade mal 28 Jahre alt und hat in seiner jungen Karriere bisher 5 Filme gedreht. Jeder dieser Filme ist einzigartig und wunderschön. Mit jedem Werk hat sich Dolan neuerfunden, spielte mit den Grenzen des Kinos und war dabei so Radikal wie schon lange kein Regisseur. Dass dies alles in so jungen Jahren passiert ist eigentlich nicht vorstellbar. Dolan bewegt sich spielerisch in dem Medium und vermittelt mit jedem Film den Eindruck, dass er ein alter Hase ist.
Mit Einfach das Ende der Welt kommt nun die 6. Regiearbeit. Wie schon zuvor, feierte auch dieser Film seine Premiere in Cannes und wurde dort (wie zu vermuten war) wieder mehr als positiv aufgenommen. Das Thema von Dolan ist und bleibt die Familie und die tierschürfenden Probleme, die es in einer solchen gibt.
Schon fast klassisch nähert sich Dolan seinen Charakteren. Mit langen Nahaufnahmen versucht er den Personas seiner Protagonisten näher zu kommen. Studiert die Gesichter und Mimik schon fast auf eine unerträgliche Art und Weise. Er verlang dem Zuschauer viel ab, erzeugt dabei aber eine Stimmung die in die Geschichte mehr als passt. Natürlich wäre dies alles nicht möglich, hätte Dolan kein Ensemble versammeln können, welches mit dieser Art der Erzählung zurecht kommt. Jede einzelne Person verkörpert die Rolle perfekt. Mimik und Gestik stimmen zu jeder Zeit und legen so viele Gefühle frei.
Trotz allem positiven ist dies vielleicht einer der schwächsten Filme von Dolan. Wie schon zu Beginn geschrieben, wirkt alles sehr klassisch. Die radikalen Änderungen, die sonst in seine Filme gepackt sind, bleiben hier aus. Vielleicht muss man aber auch einfach seine Erwartungen zurückschrauben, die man mit dem Namen Xavier Dolan verbindet. Schlecht ist der Film keinesfalls, obwohl die Sahne auf dem Eis dieses Mal fehlt.
Regie: Xavier Dolan
Darsteller: Nathalie Baye, Vincent Cassel, Marion Cotillard, Léa Seydoux, Gaspard Ulliel
DVD-VÖ: 14. Juli 2017, Weltkino Filmverleih GmbH
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