Foto-© Ebru Yildiz
Das Debütalbum Psychopomp von Japanese Breakfast aka Michelle Zauner entstand in den Wochen nach dem Tod ihrer Mutter. Währenddessen war sie sich gar nicht so sicher, ob sie danach überhaupt noch als Japanese Breakfast Musik machen würde. Aber die Musik blieb, genauso wie die Trauer. Zu verarbeiten versucht sie das mit einer sanften Realitätsflucht in andere Welten auf der neuen Platte Soft Sounds From Another Planet.
“I used the theme as a means to disassociate from trauma. Space used as a place of fantasy“, sagt sie selbst über die Ausrichtung der Platte und empfängt uns beim ersten Song Diving Woman mit einem diffus verschwurbelten Synthiesound, der später durch ein krachiges Gitarrenriff angereichert wird. Dazu kommt der sphärische Gesang, der in seiner Ruhe etwas Entwaffnendes hat. Er knüpft an das Gefühl an, dass Trauer manchmal einfach kein Ende findet und dass sich dieser Verlust immer wieder spürbar zeigt. Synthielastig bleibt es dann auch bei Road Head, einem düsterschönen Song, der durch den discohaften Bass geschoben wird. Bei Machinist dürfte es dem ein oder anderen dann ein wenig zu viel Pop sein, besonders wenn man schon bei anderen Musiker*innen mit dem Einsatz von Vocodern ein Problem hat.
Verschroben weitflächig wird es dann wieder bei Soft Sounds From Another Planet; der Song, der einen gedanklich wegträgt und die Gesangsqualitäten Zauners hervorhebt. Dieses Gefühl hält auch noch bei Boyish an und bedrückt durch die Lyrics: “So here we are, we’re just two losers, I want you and you want something more beautiful.” 12 Steps erinnert dann wieder an garagige Indiebands aus den 90ern.
Besonders schwermütig kommt der Song Till Death daher, der mit den ersten beiden Zeilen “All our celebrities keep dying, While the cruel men continue to win” so sehr den Zeitgeist trifft, dass es fast unangenehm ist. Im Hintergrund läuten Glocken, während sich die Melodie stoisch vor sich hinbewegt und Zauner aufzählt, was alles für eine Scheiße in einem Leben passieren kann. Aber zwischen dieser ganzen Scheiße entfaltet sich ein Liebessong.
Ursprünglich sollte dieses Album nach dem letzten Song Here Come The Tubular Bells benannt werden, doch ganz offensichtlich war es die bessere Entscheidung die Eigenartigkeit des Lebens mit dem jetzigen Titel zu unterstreichen, die man manchmal viel besser von einer weit entfernten Perspektive betrachten kann. Damit schließt die Platte mit einem Instrumentalstück und lässt Platz für eigene Gedanken und Assoziationen. Wir alle können froh sein, dass Michelle Zauner beschossen hat weiter als Japanese Breakfast Musik zu machen, da sie hier aus ihrem ganz eigenen Universum erzählen kann – empathisch und scharfsinnig.
Japanese Breakfast – Soft Sounds From Another Planet
VÖ: 14. Juli 2017, Dead Oceans
www.facebook.com/japanesebreakfast