LUCY ROSE – Something’s Changing


Foto-© Laura Lewis

When you’re running out
And you hear them coming like an army loud
No time for packing
When you’re running out
You fall to the ground
But you’re holding on

Is this called home?
Light turns to dust
This could be home
Time’s running out for us

(Lucy Rose – Is This Called Home)

Lucy Rose, die unschuldige Britin mit der gehauchten Stimme packt ihre Gitarre und begibt sich auf die Reise. Sie und die Gitarre, die Gitarre und sie – und niemand sonst. Naja, ihre Fans vielleicht noch, die sie gebeten haben, endlich durch Lateinamerika zu touren. Ihre Antwort darauf? „Wird gemacht, wenn ihr mir Auftritte besorgt.“ Gesagt, getan. Soweit, so marketing-strategisch hübsch aufbereitet und mit Schleifchen verpackt. Sogar einen Film kann der geneigte Internetuser nun auf vevo zur besagten Backpack Tour ansehen. Jetzt ist Lucy Rose zurück in London und natürlich hat sie neben der Kurzdoku auch noch ein neues Album im Gepäck. Something’s Changing heißt das gute Stück, in dem sich dann doch eigentlich gar nicht so viel seit ihrer Debütplatte verändert hat.

Denn was eine Steilvorlage für seltsame Mischungen aus britischem Folk und mittelamerikanischer Folklore bietet, bleibt den Hörern hier immerhin erspart. Es klimpert, sie haucht – wie schon seit Album eins in alter Folkmanier. Dass ihr letztes Album samt Synthesizer, einem deutlich flotteren Tempo und sich in die Gehörgänge bohrenden Refrains ganz schön nach Sendezeit in den Radios dieser Welt lechzte, sei an dieser Stelle mal außen vor – davon ist auf der neuen Platte nämlich keine Spur mehr. Sinnlich, vorsichtig und zierlich sind Adjektive, die man der Musik zuschreiben möchte und das hätte so schon auf ihr Debüt zugetroffen. Und dennoch kann Lucy Rose mit dem gleichen Schema nicht ans erste Album heranreichen.

Zu sehr verliert sie sich in verträumten Momenten, zu oft erwischt man sich dabei, nicht mehr wirklich zugehört zu haben. Zielsicherer Vorbote ist nach dem Intro direkt der erste Song Is This Called Home, der in ein Kanon, untermalt von nicht allzu dramatischen Streichern gipfelt. „Let me hold your hand“ ist hier das repetitive Zauberwort, das tatsächlich kurz verzaubert. Es folgt der einzige Song, der mit ihrem Standartschema bricht: The Strangest Of Things. Ansonsten bleibt es beim bewährten Motto „Weniger ist mehr“: Das zarte Zupfen der Gitarre, hier und da das Klimpern des Klaviers und ihre Stimme, die gerne in die Mehrstimmigkeit gedoppelt wird.

So plätschert Something’s Changing dahin, ohne dass einer der elf Songs besonders hervorsticht oder gar hängen bleibt. Das ist sehr schade, denn die Musik der in der Doku sehr sympathisch wirkenden Britin hat durchaus etwas. Das hat sie mit ihren ersten beiden LPs bereits unter Beweis gestellt. Aber leider verlieren ihre Lieder in der Masse an Spannung und man wird das Gefühl nicht los, dass dieses Marketingbrimborium nur versucht, über die Eintönigkeit der neuen Platte hinwegzutäuschen.

Lucy Rose – Somethings’s Changing
VÖ: 7. Juli 2017, Communion Records
www.lucyrosemusic.com
www.facebook.com/lucyrosemusic

Sophia Sailer

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