LILLY AMONG CLOUDS – Aerial Perspective


Foto-© Katja Ruge

Tell me one more time
Everything is fine
And I will go
I will go

(lily among clouds – Everyone Else)

Derartiger melancholischer, dramatischer Pop kommt nicht aus Deutschland. So die allgemeine Meinung. Man denkt an Lana Del Rey, Florence Welch oder Lorde. Dabei muss man gar nicht in der Ferne suchen, um fündig zu werden. Lily among clouds würde sich hervorragend in diese Aufzählung fügen – einen Unterschied, abgesehen von den Klickzahlen auszumachen, fällt auf den ersten Blick schwer, doch hinter der Kunstfigur Lilly versteckt sich Elisabeth Brüchner, eine Studentin aus dem fränkischen Würzburg. Sie veröffentlicht mit Aerial Perspective ihr erstes Album, das dem Ruf der Vorabsingle Your Hands Are Like Home To Me stilistisch geradlinig folgt.

Auf die Metaebene traut sich die Musikerin dabei selten bis gar nicht. Ihre Titel bringen meistens bereits das auf den Punkt, was sie in Texten weiterführt und/oder wiederholt. Das bedeutet, dass sie in Listen To Your Mama davon singt, dass ihre Eltern ihr stets geraten haben, keinen Ärger zu machen. In Everyone Else geht es darum, dass alle anderen ihren Kram gebacken bekommen – nur sie eben nicht. Weitere Erklärungen zu Remember Me und Co erübrigen sich vermutlich. Das tut ihren Songs aber meistens keinen Abbruch, denn hauptsächlich emotionstragendes Element ist ihre kehlige Stimme, die so raumeinnehmend ist, dass es meistens keiner großen Instrumentierung bedarf. Bester Beweis hierfür ist der Titel Keep, auf welchem man besser auf große Effekte und Beats verzichtet hätte. Das braucht Brüchner gar nicht, um großartige Momente zu schaffen.

Die Vorabsingle, Songs wie The Only One oder Everyone Else funktionieren genau deshalb so hervorragend, weil sie den Mittelweg zwischen den bereits genannten Künstlerinnen wählt. Sie ist nicht so unterkühlt wie Lana Del Rey (Everyone Else), selten so pompös wie Florence + the Machine (Mother Mother) und nicht so reduziert wie Feist. Durchaus vorstellbar, dass man noch so einiges von der Würzburgerin hören wird – zu wünschen wäre ihr dabei nur, dass sie zu ihrem eigenen Stil findet und sich einmal traut, sowohl in lyrischer sowie in musikalischer Form bereits beschrittene Wege zu verlassen.

lilly among clouds – Aerial Perspective
VÖ: 25. August 2017, PIAS
www.lillymusic.com
www.facebook.com/music.lilly

Sophia Sailer

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