ALVVAYS – Antisocialites

And now that you’re not my baby
I’ll go do whatever I want
No need to sit at home with the dial tone
‘Cause I don’t care
And it’s true I’ve been going out lately
And I go do whatever I want
You can write it down with a fountain pen
Close your eyes and then count to ten
You can tell your friends that I don’t make sense
And I don’t care

(Alvvays – Not My Baby)

Der Vorwurf, sie würden bloß die Vergangenheit kopieren, wird ihrer Musik nicht gerecht. Sie wiederzubeleben und dabei ausgezeichnet ans Jetzt anzupassen, trifft es wohl eher.

Alvvays spielen Gitarren-Pop, wollen gehört werden und gefallen – nicht anecken. Und trotzdem scheinen die Kanadier genau das mit ihrem Lo-Fi Sound, der so oft an Teenage Fanclub und The Vaselines erinnert, zu tun. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten um sie herum, das Gegenteil tun – immer elektronischer werden und sich technisch perfektionieren. Dass der Retroklang ihres selbstbetitelten Debüts vor drei Jahren jedoch nicht bloß eine Laune war, zeigt sich nun am Nachfolger Antisocialites, der nichts an 90er-Charme verloren hat.

You find a wave and try to hold on for as long as you can / You made a mistake you’d like to erase and I understand“ Zeilen wie diese aus dem Opener In Undertow machen deutlich, was Sängerin Molly Rankin einst in einem Interview meinte, als sie sich und ihre Bandkollegen als „realistische Romantiker“ bezeichnete. Immer wieder tauchen diese „Teenage-Traumbilder“ auf. Lollipop, Ice Cream und Plimsoll Punk inklusive. Doch meist bleibt am Ende der bittere Nachgeschmack, eben die Realität, die Rankin gekonnt mit einem Hauch Ausdruckslosigkeit versieht.

Dass einen die zehn Songs auf der Platte, die die Band als „fantasy breakup arc“ bezeichnet, trotzdem mit guter Laune zurücklassen, liegt vor allem an den schnellen Gitarren, eingängigen Refrains und den verträumten Titeln Dreams Tonite und Already Gone, die einen beim ersten Hören, erst einmal in die Irre führen. Vielleicht macht dieses Album aber auch nicht trotz, sondern gerade wegen der pessimistischen Texte Spaß. Kritisch, romantische Nostalgie sozusagen.

Alvvays – Antisocialites
VÖ: 8. September 2017, Transgressive
www.alvvays.com
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