Inspiriert von Kino, Crooning, US-Slowcore und Dreampop taten sich im Kontext des Kollektives Institut für Zeitgenossenschaft IFZ Musiker, Schauspieler und Autoren in Form von Samira El Ouassil, Danja Mathari, Tilman Ezra Mühlenberg und Martin Martin Schlesinger zusammen und gründeten das Projekt KUMMER, das schwer auf ein klares Gefühl zu begrenzen ist. Traurigkeit und Lamento, die der Bandname annehmen lässt, werden hier zu einem sehnsüchtigen Versprechen, zu einer hoffnungsvollen Suche nach Glück, die immer unerfüllt bleiben muss. Heute ist EP-Release-Tag und wir haben beim Quartett nachgefragt was hinter den einzelnen Songs steckt: KUMMER und ihre EP Someone Like Me im Track by Track!
Cinema
Wenn wir nicht Musik machen, dann sitzen wir im Kino. Die Melodie von Cinema entstand als ein gesangsloses Intro für ein Filmkritikformat, das wir gemeinsam mit dem Kritiker Wolfgang M. Schmitt jun. entwickelt haben, das jedoch bisher leider noch nicht produziert wurde. Der Text dreht sich um ein berühmtes Zitat des Regisseurs Andrej Tarkowskij: “Wir schauen nur, aber wir sehen nicht.”
Das Kino ist trotz Internet auch heute noch der privilegierte Ort, um unsere Welt anders zu sehen; um die eigenen Sinne zu schärfen und bestenfalls neuartige Gedanken und Gefühle zu entwickeln. Im besten Fall ist auch ein Song wie ein guter Film, der endlos im Loop läuft.
Someone Like Me
Die erste Skizze für den Titeltrack Someone Like Me wurde von Martin Martin vor einigen Jahren eines morgens in der Manier eines genialen, verkaterten Dilettanten in einen Laptop geraunt. Dieser Refrain wurde dann im Lo-Fi-Format im Studio ausproduziert und zum Duett mit Danja ausgebaut. Daraus entstand die grundlegende Idee mittels Crooning und hallender Gitarre eine Art deutsches Country-Album und Duette à la Johnny und June Carter Cash aufzunehmen. Das war die Initialzündung für KUMMER.
Sadness Suits You
Auch hier waren Westernsongs und raue Stimmen von z.B. Cash, Cohen oder Cave Vorbilder. Der Songs ist eine Ballade für alle leidenschaftlichen Fremdgeher und für Menschen, die in unglücklichen Beziehungen leben und besser das Weite suchen sollten, solange es noch nicht am schlimmsten und die Traurigkeit am attraktivsten ist. Für Geige und Drums haben wir uns hier Gastmusiker eingeladen. Die Violine wurde glücklicherweise spontan von einer virtuosen Airbnb-Besucherin eingespielt (das wäre heutzutage aufgrund des neuen Ferienwohnungsgesetzes nicht mehr möglich).
Atlantic City
2014 unternahmen wir mit unserem Autoren-Kollektiv Institut für Zeitgenossenschaft IFZ einen Roadtrip entlang der amerikanischen Ostküste. In der Casino-Metropole Atlantic City wollten wir uns am Roulette unsere Projekte, unsere Bücher und Alben finanzieren. Das hat natürlich nicht funktioniert, aber immerhin konnten wir diese wunderschöne Reise in einem Song verarbeiten. Für die kommenden Veröffentlichungen versuchen wir es dann jedoch besser mit Black Jack.
Drink Kiss Fuck
Der Song ist eine Hommage an Serge Gainsbourgs Motto “Je fume, je bois, je baise. Triangle équilatéral”. Unser Wunsch wäre, dass man dazu ausschweifend trinkt, küsst und liebt. Er erzählt von den Dingen, die wir gerne und vermutlich bis an unser Lebensende tun werden, und er wurde genau in den kurzen Zeiträumen zwischen dem Trinken, Küssen und Ficken geschrieben.