Foto-© Ruvan Wijesooriya
Everybody’s singing the same song
It goes “tonight, tonight, tonight, tonight, tonight, tonight”
I never realized these artists thought so much about dying
But truth be told we all have the same end
Could make you cry, cry, cry, cry, cry
But I’m telling you
This is the best news you’re getting all week
Oh sure it’s ruling the airwaves
What remains of the airwaves
And we’re frankly thankful for the market psychology you’re hipping us to
And all the hits are saying the same thing
There’s only tonight, tonight, tonight, tonight, tonight, tonight
Then life is finite
But shit, it feels like forever
It feels like forever
(LCD Soundsystem – Tonite)
Schon als James Murphy damals den Abschied verkündete, hielt das eigentlich niemand für eine gute Idee. Unter anderem auch nicht David Bowie, der Murphy deutlich sagte, was das eigentlich für eine Quatsch sei, dieser Abschied. Wenn das einen Musiker nicht wach rüttelt, hilft wahrscheinlich gar nichts mehr und so sind LCD Soundsystem wieder da – die Band, die ganz offensichtlich keine schlechte Alben machen kann.
Schonmal vorweg genommen: American Dream ist gut, auch wenn man mit dem Titel zurzeit eher unheilvolle Assoziationen verbindet. Was er sich wohl gedacht hat, als er nicht der Onkel der Szene sein wollte und deshalb das Ende ausrief? Wer will denn bitte nicht so einen Mentor wie James Murphy haben? So einen, der so Songs wie die erste Single Tonite schreibt (sogar wieder mit Cowbell!) und den einfachen Beat nutzt, um über das Älter werden zu philosophieren. Und wie steigt man ein in so ein Comeback, das irgendwie kein richtiges Comback ist? LCD Soundsystem machen das mit Oh baby und Murphy besingt seine kleine Familie, im Hintergrund treibende Beats und ein verstörter Arpeggio.
Familiär bleibt es auch bei Other voices, denn dieser Song hätte auch schon vor zehn Jahren erscheinen können. Der Discobass zusammen mit den straighten Drums und dem zähen Gesang manifestieren sich in den druckvollen Lyrics: “You’re still a pushover for passionate people, And you’re still a baby now, You’re still a baby now, With those soft hands and dull eyes, Resisting other voices.” How do you sleep? so die Frage im fünften Song der Platte und da ist endlich wieder einer dieser richtig langen Songs. Wer LCD kennt weiß, dass die größten Hits meist die sind, die sich richtig viel Zeit lassen. All die Klänge, die Murphy bereits in seinem Kopf und auf Platten gesammelt hat, können sich hier in aller Erhabenheit entfalten. Man wartet die ganze Zeit auf den Break, der von der tiefen Tom langsam herauf beschworen wird, während sich im Hintergrund der Synthie nach oben schraubt. Selbstverständlich kommt dieser Moment. Als ob LCD Soundsystem da schon jemals enttäuscht hätte.
Einen ganz besonderen Platz nimmt Call the police ein. Wir sind nämlich wieder bei Bowie und viel deutlicher könnte die Referenz nicht sein. Während die Gitarre und die heroisch lauter werdenden Momente sehr deutlich auf ihn zeigen, sind es auch diese kleinen Synthiemomente, die stark an den Sound von Life On Mars? erinnern. Der krachigste Song ist Emotional haircut, der durch ein nicht enden wollendes Feedback sehr sperrig wirkt; unterstrichen wird das gleichermaßen von dem nervösen Drumbeat und den impulsiven Background-Gesang. Das Ende ist der düstere Black Screen. Es geht um Reue, weil Murphy damals abgelehnt hatte, Bowies letztes Album Blackstar mitzuproduzieren. Der Song ist lähmend in seiner provozierenden Eintönigkeit und lässt im letzten Drittel viel Platz für ein verlorenes Klavier, als stünde es alleine auf verlorenen Posten. Tief bewegt entlässt einen diese Platte, die den Anfang dieser Kritik unterstreicht: LCD Soundsystem können ganz offensichtlich keine schlechten Platten machen.
LCD Soundsystem – American Dream
VÖ: 01. September 2017, Columbia Records
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