Blood was our favourite paint
You were my favourite pain
Waiting for your love to happen
Is like waiting for a drug that never kicks in
(Fever Ray – Red Trails)
Als Kind mochte man vor allem drei Dinge: Süßigkeiten, Spielsachen und Sonderregelungen, wie länger draußen bleiben, oder fernsehen. Wenn man Erwachsen ist, stellt man dann ernüchternd fest, dass sich diese kleinen Freuden immer schneller erfüllen lassen. “Spielsachen” kann man sich mittlerweile selbst besorgen, so auch die Süßigkeiten und niemand hält einen davon ab, länger fern zu sehen. Doch am 27.10. änderte sich dies für einen kleinen Moment schlagartig, als die schwedische Sängerin Karin Dreijer Andersson, aka Fever Ray, mit ihrem neuen Album Plunge für einige Stunden die Server lahmlegte. Aufgekratzt, wie nach einem Glas Cola am Abend, hört sich das neue Werk der Musikerin an und löst beim Hören einen Nervenkitzel aus, wie man ihn nur kannte, als man unter der Bettdecke, mit dem spärlichen Licht der Taschenlampe, versuchte zu lesen, ohne von den Eltern erwischt zu werden.
Schon die erste Singleauskopplung To The Moon And Back, die bereits letzte Woche zu hören war, erweckt alle Glieder zum Leben und schafft die perfekte Brücke zwischen The Knife, dem Gemeinschaftsprojekt des schwedischen Geschwister-Duos Karin und ihrem Bruder Olof Dreijer. Bis 2014 hatte sie sich diesem verschrieben, bis sie sich nun mit Fever Ray, ihrem Soloprojekt, zurückmeldet.
Dabei geht es in Plunge vor allem um Liebe und Gewalt. Gerade in der heutigen Zeit ein prekäres Thema. Aber nicht immer muss Gewalt als etwas Negatives gewertet werden. Besonders schön werden viele Dinge nunmal erst, wenn man etwas Schlechtes überwunden hat. Der Musikerin gelingt in ihrem Werk dieses Zusammenspiel mit 80er-Jahre Synthesizer, Tribal-Pop und ihrer einzigartigen Stimme. Dabei werden Stücke wie Wanna Sip und IDK About You trotz selbstzerstörerischer Message, zu tanzbaren Hymnen.
Aber nach 8 Jahren kreierte sie nichts vollkommen Neues, sondern springt vielmehr auf den aktuellen Zug der extremen Darstellungen von Gewaltverherrlichung und Existenzangst auf, der seit Jahren seinen Höhepunkt feiert und gliedert sich damit perfekt in eine Reihe von Bands wie Die Antwoord, Serien wie Stranger Things und Filme wie ES ein. Dies wird spätestens im Song Red Trails und dem aktuellen Cover-Artwork, mehr als offensichtlich.
Rundum gelungen also und so darf nicht nur sehnsüchtig auf den 23. Februar 2018 gewartet werden, um sich mit CD oder Vinyl auszustatten, sondern vor allem auf die Tourdaten, die in Kürze bekanntgegeben werden sollen. Das wird ein Fest, mit Cola und einvernehmlicher Gewaltverherrlichung.
Fever Ray – Plunge
VÖ: 27. Oktober 2017 (digital || 23.02.18 physisch), Rabid Records
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