And you had a couple wishes
You kept inside your lungs
When you were half-way out the door
I screamed them out my lungs
And I was in a mood
Kept thinking all the world’s a stage
What I ignored then was the fact
It’s quite alone here just a cage”
(Frère – Void)
Viele erfolgreiche Musiker hat Bochum bisher nicht hervorgebracht. Zwar ist Herbert Grönemeyer, einer der bekanntesten deutschen Musiker überhaupt, Sohn dieser Stadt, mit Tommy Finke hört die Liste dann allerdings gefühlt auch schon wieder auf. Doch dies ändert sich nun langsam, denn mit Frère rückt erneut ein ernstzunehmender Singer-Songwriter Nachwuchs hinter den Industriegebäuden hervor auf die Bühnen der Nation. Angefangen als Solo-Projekt hat sich Alexander Körner dem englischsprachigen Songwriting verschrieben und ist seitdem viel unterwegs gewesen. Eine kleine EP wurde zuletzt vom Debütalbum Void abgelöst. Frère ist nun auch nicht mehr Solo-Projekt, sondern eine vierköpfige “elektronische Post-Folk Symbiose”, wie sie sich selbst zutreffend vorstellen.
Wer dem Genre nicht ganz fremd ist, dem werden recht schnell und spätestens beim dritten Titel des Albums – Book – zwei Namen in den Kopf springen, die man in Körners Musik raushören kann: José Gonzales und Ben Howard. Gonzales vor allem wegen der Gesangsweise und der teils virtuos anklingenden Gitarre und Howard wegen des Aufbaus und der Harmonien der Songs. Es wäre jedoch absolut unberechtigt den vier Musikern eine böse Absicht oder fehlende Kreativität zuzusprechen. Je mehr man das acht Stücke umfassende Debüt hört, desto klarer bildet sich ein eigener Stil heraus, der Inspiration ganz klar bei den eben genannten gesammelt hat und dennoch in seiner Fülle sehr Eigen und vielleicht sogar innovativ ist. Gezupfte Gitarren sind immer die Basis um die sich atmosphärische Synthies, dezentes Schlagzeug und ein zurückhaltender Bass legen. Die Stimme von Körner ist dabei ebenso stark, wie zerbrechlich und hat damit einen ganz starken Wiedererkennungswert. Alleinstellungsmerkmal ist außerdem die immer wiederkehrende klassische Gitarre, die man abgesehen von José Gonzales oder Jono McCleery, sonst kaum in der Pop-Welt hört.
Wie die einzelnen Musiker der Band allesamt verschiedene Hintergründe haben, so zusammengeschustert klingt auch die Musik. Doch das ist es, was die vier Jungs perfektionieren. Der teilweise sehr akustische Klang der Gitarre, elektronische Beats und Sounds, sowie die Gonzales Stimme passen zunächst erstmal schwer vorstellbar zusammen. Doch genau diese unterschiedlichen Teilaspekte ergeben eine Symbiose, die eher ungewöhnlich und damit spannend und erfrischend daherkommt. Abgesehen davon sind die melancholischen bis euphorischen Atmosphären der Songs sehr intensiv und so lässt man sich leicht abholen, zwischen Folk und elektronischem Soundteppichen. Mal eher düster wie Ghost und mal eher positiv und hoffnungsvoll wie der Song Portugal, werden dazu auch noch sämtliche Gefühlszustände abgedeckt.
Frère tritt spätestens mit diesem Debutalbum in einen Kreis deutscher, englisch singender Singer-Songwriter ein, die sich auf dem Niveau von internationalen Künstlern bewegen. Wer hätte jemals gedacht, dass Bochumer Post-Folk so gut sein kann? Frère wusste das wahrscheinlich schon immer und zeigt dies eindrücklich mit Void.
Frère – Void
VÖ: 1. September 2017, popup-records
www.freremusik.de
www.facebook.com/frereofficial