I seem to sink lower, gazing in the rays oft he solar
In fact, wem ade a pact, but now I think it’s over
Red on white but he skipped on KA soda
Fuck, that’s Coca Cola, a TV sports the Olympic ebola
I think we might be bipolar, I think she thinks I’m bipolar
(King Krule – Biscuit Town)
Das Kratzen eines Fingernagels auf der Tafel, Unbehagen, ein Schauer, der einem in die Ärmel krabbelt. All das ist The Ooz, das neue Album aus Archy Samuel Marshalls Feder. Keine leichte Kost, die einem der Brite aka. King Krule da vorsetzt. Erst 19 ist der rothaarige Jüngling, als er sein Debüt unter seinem Künstlernamen veröffentlicht und prompt allerseits gefeiert wird. Außerdem spannend: Er hat eine Zusammenarbeit mit Kanye West abgelehnt. Muss man dem noch etwas hinzufügen? Man hat es also mit einem waschechten Rebell zu tun, der erst von diversen Schulen fliegen und durch einige Londoner irren musste, um da zu laden, wo er scheinbar schon immer hätte sein sollen: in der Musik.
An seinem Zweitwerk hat man schon mal zu beißen. Und trotzdem hat man immer noch ziemlich zu schlucken, so erdrückend sind seine Disharmonien, so verzweifelt seine einzigartige Stimme, die hier und da vom Sprechgesang in ein Schreien abrutscht (The Locomotive). Nur ist seine Musik nicht nur überwältigend, sondern mindestens gleichermaßen anspruchsvoll. Spätestens ab Cadet Limbo verlangt es dem Hörer ganz schön etwas ab, dem Musiker bewusst durch Jazz-Ausflüge, elektronische Spielereien und aufgebrochene Songstrukturen zu folgen, ohne den Faden zu verlieren oder auf den Moment der Erleichterung zu warten. Klar, die Platte beherbergt auch schnellere Nummern wie das deutlich flottere Emergency Blimp, Vidual oder Dum Surfer. Diese ziehen einen zumindest für ein paar Minütchen aus dem depressiven Loch, das einem Marshall pedantisch schaufelt. Und trotzdem fühlt man sich wohl darin, möchte sich in dem Leid suhlen, es aufsaugen, kurz: Sich vollkommen den immer wieder verstörenden Klängen hingeben (A Slide in (New Drugs)).
Weder diesem Wunsch, noch dem eindringlichen Charakter seiner unverkennbaren Musik kann man sich entziehen. Denn selbst wenn seine Musik alles andere als einfach ist, ist sie echt. Das macht The Ooz auch jetzt, wo man irgendwie ja doch immer glaubt, schon alles gehört zu haben, zu etwas ganz Besonderem.
King Krule – The Ooz
VÖ: 13. Oktober 2017, XL Recordings
www.kingkrule.co.uk
www.facebook.com/King-Krule