Foto-© Lenne Chai
I’m only a particle, a drop in you, forever dissolving
Look at us revolving in a glass, intact and trapped
And you can keep it all at bay, always an arm’s length away
But one of us is changing
Read between the lines, don’t ask me to repeat it.
(Hundred Waters – Particle)
Die einzigartige und betörende Band Hundred Waters besteht aus der gelernten Konzertpianistin Nicole Miglis, Produzent und Mix-Artist Trayer Tryon und Multiinstrumentalist Zach Tetreault. Schwereloser Gesang unterlegt, vervollständigt oder angetrieben durch sanften Electro-Folk-Sound zaubern eine intensive Introvertiertheit auf das dritte Album der Gruppe, Communicating. Trotz poetischer Lyrics, empfinden die Bandmitglieder ihre Musik als vollkommen frei interpretierbar und beziehen sich auf den Künstler und ihren Namenspatron, Hundertwasser. Auch er hat den Betrachter seiner Werke mit den eigenen Gefühlen und Wertungen alleingelassen, während seine vielschichtige und vielfarbige Kunst doch jedem, auf irgendeine Weise, Halt geboten hat.
Das ehemalige Quartett und mittlerweile Trio aus Florida schafft es mit seiner Musik ein sicheres, warmes aber gleichzeitig isoliertes Nest zu schaffen, in das man sich hin und wieder sehr gerne zurückzieht. Wie der Name des Albums und bei genauerem Hinhören auch die einzelnen Songs wie der Titelsong Communicating verraten, behandeln Hundred Waters die Schwierigkeiten richtiger Kommunikation im täglichen Leben – aber vor allem in Beziehungen: „Are we communicating? It´s so complicated.“ Im Hinblick darauf, dass Nicole Miglis und Trayer Tryon ein Paar sind, ist wahrscheinlich ein Großteil der Lyrics, wie die in Blanket Me, auf ihre Beziehung bezogen: „You’re my blanket, you’re my skin. You’re everything within. You’re my guardian, I’m your sail. A boat in your harbour. Gone under, capsized and sinking.“ Bei der Songentwicklung tragen vor allem die Klaviermelodien von Miglis eine wichtige Rolle.
Eingeleitet wird das Album mit der poppigen Single Particle, die wie At Home & In My Head und Fireflight erstaunlich optimistisch und energiegeladen klingt. Der Umgang mit Gesang und Musik hat etwas Explosives. Alle Songs leben von tollen wechselhaften Rhythmen und Drops, die einem das Gefühl geben, man wäre von einem flimmernden Energiefeld voller Musik umgeben. Die anderen Songs wie Blanket Me, Parade und Re: spiegeln eher das Gefühl von Isolation und Melancholie wieder. Parade erinnert schon beinahe an eine Klavierballade bei der Miglis Stimme feenartig in der Atmosphäre schwebt.
Fast allen Menschen scheint es schwer zu fallen ihre Gefühle so in Worte zu fassen, dass sie exakt ihre innersten Empfindungen wiederspiegeln. Vielleicht ist die menschliche Sprache dazu gar nicht in der Lage und der Versuch es in Melodien und Metaphern zu verpacken der richtige Weg. Communicating von Hundred Waters nimmt den Hörer an die Hand und führt ihn in einen tiefsinnigen, melancholischen Geisteszustand. Wenn man nicht in der Stimmung für Zerbrechlichkeit ist, sollte man lieber die Finger von dem schönen Album lassen.
Hundred Waters – Communicating
VÖ: 14. September, OWSLA
www.hundred-waters.com
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