ORI – 1986

ORI 1986

Maybe, baby, you slept with someone else in the past
No one will love you love you love you
Like I do
Cause I will be your last
Sad now
Maybe, baby you slept with someone else in the past
No one will love you love you love you
Like I do
Cause I will be your last

(Black Book – Ori)

Ori kommt aus Israel. Wer mehr Infos über den Künstler in Erfahrung bringen möchte, tut sich erstmal schwer. Google gibt kaum was her, Spotify verzeichnet zwar seine Musik, aber mehr erfährt man auch hier nicht. Nach ein wenig rum probieren weiß man dann aber doch: Ori Alboher wohnt mittlerweile nicht mehr in Jerusalem, sondern in Berlin und veröffentlichte Mitte November mit 1986 sein zweites Album, nachdem sich 2012 seine Band Folo trennte und er hierzulande einen Neuanfang wagte. Mit seinen düsteren, melancholischen Klängen reiht er sich ein zwischen SOHN, James Blake und Konsorten, worauf bei Nennung von Ori jedoch immer besonders Wert gelegt wird, ist seine Motivation, möglichst viel selbst zu machen. Alles wird selbst eingespielt, im eigenen Studio sogar. Klar, auch er arbeitet mit elektronischen Mitteln: Zwischen sanftem Klaviergeklimper wird gesampelt und geloopt was das Zeug hält. Und trotzdem stammt so gut wie alles aus der eigenen Feder des zurückhaltenden Musikers.

Beim Reinhören wird relativ schnell deutlich, dass diese Referenzen keineswegs aus der Luft geholt sind. Besonders auf On The Floor, dem Song, der samt kühlem, farbentsättigtem Video daher kommt, klingt er Sohn zum Verwechseln ähnlich. Auch für Black Book trifft das zu, selbst wenn das Vinyl-Knistern vermutlich eher nicht so SOHNs Ding wäre. Auf vielen anderen Songs geht es dafür aber weniger dramatisch, nicht ganz so pompös zu. There’s No One Else erzeugt ein heimeliges, tröstliches Gefühl, das keiner schwülstigen Songstrukturen bedarf. Langsam baut er sich auf, Ori greift anfänglich zu Autotune und Zweistimmigkeit, später zu Vogelgezwitscher und Gitarre: Es funktioniert. Immer wieder greift Alboher zu derart spannenden, verspielten Elementen, die einen aufhören lassen. Überraschend ist, dass der namengebende Song eigentlich nur ein Interlude ist, das man nicht so recht identifizieren kann, weil es ausschließlich aus eben solchen Geräuschen besteht und so den nachfolgenden, an vielen Stellen dissonanten Titel One Hand Washes The Other ft. Golden Ego einleitet.

Und obwohl es klingt, als wäre Oris Musik abgedroschen, ist sie alles andere als das. Klar, diese melancholische Form des elektronischen R’n’B ist kein unbeflecktes Neuland, auf das er sich da begibt. Dennoch bleibt seine Musik an jeder Stelle originell, experimentierfreudig und macht einen so neugierig. Es bleibt zu hoffen, dass die Aufmerksamkeit, die ihm Black Book einbrachte, als es in einer amerikanischen Serie im Soundtrack verwendet wurde, anhält und nicht nach nur einem Song abebbt.

ORI – 1986
VÖ: 03. November 2017, Filter Music Group
https://www.facebook.com/orialbohermusic
https://soundcloud.com/orialbo

Sophia Sailer

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