Seit er klein ist spielt er Geige, Gitarre und Klavier brachte er sich kurze Zeit später einfach selbst bei und im Teenageralter produzierte der Ire, der unter dem Alter Ego Eden veröffentlicht, elektronische Musik, im Fahrwasser von James Blake und Ry X! Und zwar so gut, dass seine bisher veröffentlichten Songs zusammen auf über 50 Millionen Spotify Streams kommen – diese Woche nun erscheint endlich das Debüt vertigo bei Capitol und die Sterne stehen gut! Von Eden könnten wir dieses Jahr noch einiges hören – zum Beispiel im Mai wenn der junge Musiker für zwei Termine auf Tour nach Deutschland kommt. Wir sprachen mit ihm am Telefon über sein Schaffen:
Hier mal eine Metapher, die Jonathan Ng, alias Eden, wahrscheinlich noch nie gehört hat: Die Stimme des 23-jährigen klingt so paradiesisch, wie sich ein Spaziergang durch den Garten Eden wohl angefühlt haben muss. Jetzt natürlich ohne verbotene Früchte, Schlangen und Versuchungen.
Auch wenn Ng dank der androgynen Figur und seiner vornehmen Blässe noch recht jung wirkt, ist er schon länger im Game, als man meinen möchte: Als Kind trainierte er seine Stimmbänder etwa beim Singen seiner Lieblingssongs – nach eigenen Angaben hauptsächlich Eminem-Tracks, die Ng mit individuellen Lyrics versah. „Ich habe Eminem einfach nicht verstanden, also habe ich mir was eigenes ausgedacht. So was macht man als Kind ja immer. Meinen ersten richtigen Auftritt hatte ich dann ein paar Jahre später bei einer Talentshow in der Schule.“ So richtig durch die Decke ging es damals allerdings dann doch noch nicht. An seinem Song wurde bemängelt, dass er zu wenig Struktur habe – ironischerweise ist das ein Vorwurf, den man Ngs Stücken nun wirklich nicht mehr machen kann. Als er den Song seinen Freunden vorspielt, fingen alle an zu weinen „Toll oder? Sowas macht echt Mut!“ sagt er und lacht. Gut, dass er dennoch dran geblieben ist. Bereits ab 2013 veröffentlicht Ng Songs, damals jedoch noch unter dem Namen The Eden Project. Seit 2015 hat sich sein Name nicht nur in das kürzere Eden verändert, auch sein Sound ist nun ausgereifter: Die produzierten Beats und Rhythmen sind organischer in die Songs geflochten, die Stücke sind rund und auch die Singer-/Songwriterqualitäten von Ng haben ein neues Level erreicht, seine typische Verträumtheit hat er sich dabei aber beibehalten. Ein bisschen Justin Bieber an der einen Stelle, ein bisschen Ed Sheeran an der anderen, hin und wieder splittert Mura Masa mit rein und die Balance zwischen Elektronik und Akustik ist ausgewogen. Die nötige Lässigkeit seiner Kompositionen passt dabei perfekt zu der sehr ergreifenden, tiefen Stimme Edens.
„Ich habe die letzten drei Jahre im Prinzip an diesem Album gearbeitet. Ich habe immer wieder daran gefeilt und habe mir dabei leider ziemlich Druck aufgebaut.“ Ng hat jedes Instrument und jedes Detail auf seinem Album vertigo selbst eingespielt und produziert, er hat alle Freiheiten beim Arbeiten, aber eben auch die gesamte Verantwortung für seine Stücke. Die gedankliche Sackgasse ist da hin und wieder vorprogrammiert. Der eigene Wille, ein perfektes Album zu machen, ist da nicht unbedingt hilfreich. Eden gilt als schüchtern und ehrgeizig, was seiner Meinung nach gar nicht so sehr auf ihn zutrifft. „Ich bin nicht schüchtern, sondern einfach eine sehr reflektierte Person und denke manchmal zu viel nach. Ich habe aber bei der Arbeit am Album gelernt, dass man irgendwann loslassen muss, damit es was wird. So wie auch beim Songwriting: Meine Songs sind für mich der Ausdruck für die Dinge, die ich nicht in Sprache packen kann.“ So nennen Eden sein Album auch eine sehr ehrliche Repräsentation dessen, wie es in seinem Kopf so aussieht.
Dieser Tage kann man mit dem Release von vertigo also mit einer Psychoanalyse Edens beginnen und musikalisch hinter sein Gesicht schauen. So viel schon mal vorab: Ist alles ziemlich wohlklingend hier – die Sterne funkeln also im Paradies.