I got you bad and I got you then.
You’re in my palm ’till I drop you again.
Different angles turning at different ends.
I try to see you, but I can’t seem to win.
You tell me life is a sin
You do bad things within.
If you take me out to die,
then I’ll teach you how to fly my friend
(Starcrawler – Different Angles)
Lange, zerzauste Haare, gelangweilte Gesichter mit ausdruckslosen, von Kajal umrandeten Augen. Zerrissene Kleidung, Zwangsjacke und Krankenhauskittel am Körper. Mit unfassbarer Energie springt Henri Cash, der übrigens noch zur High-School geht, mit seiner Gitarre über die Bühne und fliegt quer durch die Zeit zurück in den fabelhaften Glam-Punk der 70er. Die 1,87m große und nur ein Jahr ältere Frontsängerin, Arrow de Wilde, verdreht sich neben ihm auf der Bühne wie eine Besessene. Sie beschmiert sich mit falschem Blut und lässt es aus ihrem Mund tropfen, während sie ihre Hüften schwingt. Um besonders überzeugend zu wirken studiert sie intensiv die Mimik von Schizophrenen. Bassist Tim Franco und Schlagzeuger Austin Smith sind Anfang Zwanzig und halten sich während der Performance eher etwas bedeckt. Live fühlt sich ihre Show wohl so an, als stände man 1977 im CBGB in Manhattan und würde The Stooges auf der Bühne bewundern, während Iggy Pops Schweißperlen auf einen niederprasseln. Die vierköpfige Band Starcrawler, um die es hier geht, kommt aus LA und beschreibt ihr gleichnamiges Debutalbum selber mit den richtigen Worten: „The album is like being slapped by Rock´n´Roll once again.“
Das Album besteht aus 10 Songs, dauert jedoch nur 27 Minuten. Auch ihre im November 2017 veröffentlichte Debutsingle Ants, die von niemand geringerem als Elton John in seine Radiorotation aufgenommen wurde, dauert kurze aber geniale 1:25 Minuten. Die Riff-lastigen, insgesamt aber harmonischen Lieder leben von stumpfen Drums, treibenden Basslinien, Gitarrensolis und den feinen und wilden Stimmen von Arrow De Wilde und Henri Cash. Songs wie Train, Different Angles und Full of Pride wirken in ihrer Kürze leider etwas gehetzt und unvollkommen. Als wären sie in ein paar Sessions im Studio entstanden um das Album zu füllen. Vielleicht sind es aber auch clever gewählte Teaser, denn die junge Band zeigt durch die Highlights ihres ersten Albums, I Love LA und Let Her Be, dass sie mit Rock´n´Roll im Blut geboren sind. Wenn sie sich treu bleiben, wie in What I Want angekündigt: „I don´t wanne be anything but me“, kann man sich nur auf ihren musikalischen Werdegang freuen.
Starcrawler sind zwar keine Bahnbrecher, aber sie machen guten und mitreißenden Old-School Rock´n´Roll. Bei denen unter uns, die sich sehnlich wünschen den Rock´n´Roll Wahnsinn der 70er miterlebt haben zu können, bringen sie bestimmt Augen zum Leuchten und Köpfe zum Nicken.
Starcrawler – Starcrawler
VÖ: 19. Januar 2018, Rough Trade Records
www.starcrawlermusic.com
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