LUCY DACUS – Historian

The first time I tasted somebody else’s spit, I had a coughing fit
I mistakenly called them by your name
I was let down, it wasn’t the same
I’m doing fine, trying to derail my one track mind
Regaining my self-worth in record time
But I can’t help but think of your other in the bed that was mine
Am I a masochist, resisting urges to punch you in the teeth
Call you a bitch and leave?
Why did I come here? To sit and watch you stare at your feet?
What was the plan? Absolve your guilt and shake hands?

I feel no need to forgive but I might as well
But let me kiss your lips so I know how it felt
Pay for my coffee and leave before the sun goes down
Walk for hours in the dark feeling all hell

(Lucy Dacus – Night Shift)

Wenn Musiker sich ohne Angst mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen, verheißt das in der Regel ein ungemütliches Bauchgefühl. Die Schmetterlinge werden von Kieselsteinen abgelöst und ein dicker Kloß umschließt die Gurgel. All zu oft schon gehört und in der Umsetzung so oft misslungen; nicht so aber bei Lucy Dacus. Nachdem ihr Debütalbum No Burden, ihr 2016 lediglich den Ruf einer vielversprechenden neuen Stimmen des amerikanischen Indie-Rocks einbrachte, verheißt die neue Platte Historian einen ungeahnten Tiefgang. Die Singer-Songwriterin schafft es dabei, mit einem unerschöpflichen Selbstbewusstsein, dem Sinn des Lebens auf den Grund zu gehen und bietet, durch alle zehn Songs hinweg, wertvolle Seelenschmeichler und Wegweiser.

Die Platte selbst entstand vor einem Jahr in Nashville, wo Dacus mit ihrer Band und dem Produzenten Collin Pastore an den neuen Songs bastelte. Dadurch und durch die Beteiligung von Multiinstrumentalist Jacob Blizard haben sie es geschafft noch größer im Sound zu klingen, als noch bei ihrem Debüt. Dacus bemerkenswertes Gespür für Melodien und Kompositionen sind letztendlich aber die treibende Kraft und zeigen eine junge Musikerin auf ihrem Weg, ihren ganz eigenen Sound zu finden.

Mit der Single Night Shift steigt sie dann auch gleich in einen Strudel der Gefühle ein und umschließt mit ihrer lieblich klingenden Stimme, ihren Liebeskummer in einer so humoristischen und nachvollziehbaren Art und Weise, dass man wahlweise schmunzelnd, oder zustimmend nickend, dem Schauspiel folgen muss. Mitreißend geht es dann auch mit Addictions und Nonbelievers weiter. Die großen Fragen nach dem Sinn des Lebens werden hier nicht nur aufgegriffen, sondern greifbar, durch eingängige Metaphern dargestellt, dass man einfach mitgerissen wird. Next of Kin, wird durch seinen rockigen Ansatz zur tanzbarsten Hymne der ganzen Platte und bietet eine gewollte Abwechslung im Strudel zwischen Selbsterkenntnis und Selbstfindung. Der Song Historians umschließt die Platte schließlich mit viel Abschiedsschmerz und lässt letztendlich eine große Lücke zurück. Selten verspürt man so ein inniges Verlangen der Künstlerin selbst noch so viele Fragen stellen zu wollen und in ihren Armen liegend, ihren Songs zu lauschen. Lucy Dacus hat mit Historian ein wunderschön geschmücktes Album voller Emotionen geschaffen – mitreißend und anregend bis zur letzten Sekunde, das man selbst das Gefühl bekommt alles schaffen zu können und an die Schmetterlinge im Bauch glauben zu dürfen.

Lucy Dacus – Historian
VÖ: 2. März 2018, Matador Records
www.lucydacus.com
www.facebook.com/lucy.dacus

Susan

Susan wohnt in Hamburg und wollte früher hauptberuflich Groupie werden, bis ihr ein Exfreund einen Song auf Myspace widmete. Der hat bis heute 200 Klicks. Von ihr.

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