Foto-© Eric J.Ward
When fate comes locking you
From the free and glowing
It tells and splits into
Cold rivers flowing
For all the days you gave
To many dresses made
Pouring Down
(Sumie – Pouring Down)
Mit der genau richtigen Menge Sustain auf der E-Gitarre steigt Sumie in ihr zweites Album Lost in Light ein. Während man noch an den Saiten hängt, steigt die Stimme von Sandra Sumie Nagano beim Song Fortune ebenso behutsam ein: “No one notice the between, and the far ends of a field, dark and fiery clouds roll in, to a storm under my skin.” Es ist das zweite Album der Sängerin, der man nachsagt, das Bindeglied zwischen skandinavischer und japanischer Folkmusik zu sein.
Wie aus der Zeit gefallen wirkt dann das Piano bei Night Rain, dass im 3/4-Takt vor sich hintänzelt. Wie auch Divine Wind hat es was von Filmmusik, weil immer so ein bisschen Drama in Musik und Stimme mitschwingen. Dazu kommt bei Night Rain die cineastische Trompete, die den Pathos nur noch mehr unterstreicht und so legen sich die Songs schwer aufs Gemüt. Nicht alle Lieder hinterlassen so einen starken Eindruck, verfolgen aber eine ähnliche Strategie.
Sie sagt selbst, sie hätte bei dieser Platte ihre Gefühle und ihr Wesen nicht so konsequent offen gelegt, sondern spielt vielmehr mit Metaphern aus Natur und Mystik. Diese größere Distanz ist dann wahrscheinlich auch für dieses Kinogefühl verantwortlich. Mal triftet sie in zerfallene Balladen ab, die an Portishead erinnern (Pouring Down) und zupft sich dann wieder einen Song zurecht, der direkt aus den 60ern stammen könnte (Leave Me).
Sumie verleiht der Folkmusik das nötige Drama und reichert die Songs durch anmutige Streicher und Bläser an. Es ist ein Album für die kalten Tage: für so einen, an dem man sich eine Schneelandschaft wünscht, aber lediglich etwas graues Nasses vor dem Fenster sieht. Manchmal bedrückend schwer, manchmal melancholisch schön.
Sumie – Lost In Light
VÖ: 10. November 2017, Bella Union
www.sumienagano.com
www.facebook.com/sumienaganos