SUPERORGANISM – Interview

This ist he first song we ever wrote as a band and it’s pretty sick.“ sagt Orono mit konsequenter Gleichgültigkeit in Gesichtsausdruck und Stimme vor dem Auftritt ihrer Band Superorganism in New York. Wer auf diese Art sein amerikanisches Live-Debüt im Paste Studio einleitet, lässt auch Wale fliegen und macht Batik-Shirts wieder kulttauglich.

Orono ist 17 Jahre alt und laut eigener Aussage häufig echt annoyed. Auf dem schweren Sofa im Domino-Office Berlin sieht sie noch zierlicher aus, als sowieso schon. Ihre Gesichtszüge sind trotzig und sie wird auf nur wenige Fragen dieses Interviews eingehen, vielmehr die meiste Zeit ausdruckslos auf ihre Knie schauen. Ich denke darüber nach, wie ich mit 17 Jahren war. Definitiv auch genervt und trotzig. Nur habe ich das niemals mit irgendeiner Art von Coolness rübergebracht sondern hauptsächlich mit heimlichem Rauchen hinter der Turnhalle, Nirvana und dem Peinlichfinden von allem und jedem – Letzteres war in der Clique damals modern. Orono hingegen hat ihre Familie im entfernten Tokyo zurückgelassen um sich der Kunst zu widmen. Sie lebt nun mit ihren sieben Bandmitgliedern in einer großen, vermutlich aus Diskokugeln, Fingerfarbe und Plastikschmuck bestehenden WG in London und macht Musik. Genauer genommen produzieren Superorganism fürchterlich eingängigen Elektro-Pop, der sich ein bisschen so anhört, als hätten die frühen MGMT mit Courtney Barnett ein musikalisches Lovechild gezeugt.

Die erste Single Something For Your M.I.N.D. von den Jungs und Mädels um Orono bekam direkt nach dem Onlinestellen allseitigen Zuspruch. Der amerikanische Rolling Stone listete den Song sogar unter den besten Songs des Jahres 2017. Seitdem ist alles etwas rasant geworden um die Band „Wir sind ehrlich gesagt ganz schön aufgeregt und freuen uns.Emily und Harry, die das Sprechen, Haribos-Essen und Teetrinken in unserem Gespräch übernehmen scheinen weniger annoyed als ihre Frontfrau. „Wir werden durch Europa und die ganze Welt gefahren, die Leute interessieren sich für uns. Alles cool!“ versichert Harry. Er ist eines der Gründungsmitglieder: 2015 war er mit seiner damaligen Band in Japan, dort lernten sie gemeinsam Orono kennen und der Grundstein für Superorganism war gelegt.

Schon diese drei Mitglieder der Band wirken wahnsinnig unterschiedlich: Emily ist hektisch, fasst sich ständig ins Gesicht, lacht viel, Harry könnte für Stunden pausenlos quatschen und Orono stundenlang ihre Beine betrachten. Die Frage, wie noch fünf weitere Bandmitglieder diese Kombo vervollständigen und dabei auch noch Musik machen, drängt sich auf „Ja, das ist echt ein krasser Prozess. Also ich weiß nicht, obs krass ist. Aber es ist viel hin und her!“ erklärt Harry „Jemand von uns hat eine Idee, spielt irgendwas ein, schickt das dann per Mail an eine andere Person der Band, dann fügt derjenige etwas hinzu und schickt es wiederum an jemand anderen. Und so geht das hin und her, bis wir einen Song, das Artwork und das Video haben. Dabei hat bei uns keiner eine feste Rolle, jeder macht das, worauf er Lust hat oder was ihm oder ihr in den Sinn kommt.“ Klingt tatsächlich etwas wirr, bringt aber dennoch Musik aufs Tape, die für einen aktuellen Hype bei Fans und Presse sorgt.

Als die ersten Songs released sind kommen unterschiedliche Label auf die Band zu, Superorganism entscheiden sich für Domino Records. „Laurence Bell ist eine verdammte Legende. Wenn der dich unter Vertrag nehmen möchte, sagst du zu!“ erklärt Emily. Klarer Fall. War das der Moment, wo sich Superorganism den Beruf „Künstler/innen“ zugeschrieben haben? Orono wird aufmerksam „Pretentious shit! Entweder du bist Künstler oder du bist es nicht. Sich so zu nennen ist Quatsch und sich nicht so zu nennen, auch. Was auch immer uns in den Sinn kommt, machen wir halt, ob nun als Künstler oder nicht.“ Scheint zu funktionieren: Dieser Tage erscheint das heiß ersehnte Debüt, die Band ist auf ausgiebiger Europa-Tour und wird im Sommer vermutlich bei einigen namhaften Festivals auf der Bühne stehen. Lohnt sich übrigens, sich das Achtergespann live zu geben. Wer einen Vorgeschmack braucht, schaut sich einfach für eine halbe Stunde durchgehend die geniale Website von Superorganism an – fliegende Wale und Batik sind erst der Anfang.

Silvia Silko

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