Es gibt so viele Ideen vom großen Glück, wie es Wesen gibt, die über ihr Glück nachdenken können. Für Neil Foot, Kelvin Barr und Ben Conolly etwa besteht ihr derzeitiges Glück darin, dass man ihnen noch (oder wieder) zuhören möchte: Nach ihrem viralen Marketing-Hit als Soundtrack einer Trivago-Werbung im Jahr 2013 (und dem darauffolgenden mediumgroßen Hype) veröffentlichten die Iren ihr selbstbenanntes Debüt – ob nun um den Hype auszunutzen wenn er denn schon mal da ist oder weil die Songs sowieso bereits im Kasten waren, ist dabei eher unerheblich.
Seither war es gute vier Jahre still um die Jungs. Es wurde zwar ein bisschen getourt, allerdings musste man sich erst mal auch um andere Dinge kümmern: Abschlüsse wurden absolviert, Beziehungen gepflegt und beendet und der Wohnort und somit auch Lebensmittelpunkt auf Berlin verlegt. „Musik haben wir schon auch die ganze Zeit gemacht. Vor allem haben wir daran gearbeitet, dass unsere Aufnahmebedingungen besser werden und wir viel selbst machen können.“ erklärt Kelvin Barr. Das scheint sowieso die Devise der drei Musiker zu sein: So viel Einfluss wie möglich auf die eigene Musik auszuüben, was bedeutet, dass das eigene Schlafzimmer am besten so gut präpariert ist, dass es ein geeignetes Studio abgibt. „Wir haben da sehr auf unser gegenseitiges Tun vertraut und so viel wie möglich selbst gemacht. Ich glaube, das ist auch das worauf wir besonders stolz sind: Wir haben uns Zeit genommen, die wir brauchten, haben unsere Ideen verfolgt und genau die Musik gemacht, die wir machen wollten.“ sagt Frontmann Neil Foot.
Herausgekommen sind dabei Stücke, die typisch für All The Luck In The World sind: Einfache, ruhige Indie-Folkmusik, die ganz auf Stimmen und Gitarren setzt. Hier und da zeigen sich Streicher, Bläser oder Tasten, die Struktur bleibt allerdings recht unkompliziert, die Themen sind durchaus emotional, aber nicht belastend. Stücke wie Into The Ocean oder Landmarks beweisen einmal mehr das ausgeprägte Gespür für elegische und bittersüße Popmelodien. „Wir haben alle schon eher melancholische Gemüter, aber hier ist ein Geheimnis: Wir haben auch Spaß, vor allem, wenn wir eben zusammen unsere Musik machen können. Sonst würden wir es einfach lassen.“ sagt Ben Connoly und lacht. Im Gespräch merkt man den Jungs genau wie auf der Bühne ihre Verbundenheit an – sie sind halt drei Männer unter zwanzig, die einfach gerne gemeinsam Musik machen. „Wobei wir schon auch ein bisschen Angst vor dem berühmten zweiten Album hatten – allerdings haben wir immer Bedenken. Wir versuchen uns da so gut es geht frei zu machen. Wir haben uns am Ende aber wieder ganz auf unsere Intuition verlassen.“ So ist die neue Platte A Blind Arcade ein kompromissloses zweites Album geworden, das ganz und gar der Band entspricht – sogar das Artwork wurde von Barr selbst gezeichnet „Es beinhaltet ganz viele Elemente, die auch in den Songs auf dem Album auftauchen. Es hat eine ähnliche Struktur.“
Nach vereinzelten Release-Shows geht es für die Jungs von All The Luck In The World nun erst mal auf ausgedehnte Tour. „Wir haben echt Lust zu spielen und sind erleichtert und so glücklich, dass wir wieder vor Publikum spielen können – und die Leute auch zuhören.“ erzählt Barr. So ist das mit dem Glück: Für die einen ist es auf der Bühne, für die anderen davor.
All The Luck In The World Tour:
08.04. Artheater, Köln
10.04. Orangehouse, München
13.04. Badehaus, Berlin
14.04. Molotow, Hamburg