I’m going
To Polynesia
I’m going
At my leisure
I’m going
Before the snow flies
I’m going
As the crow flies
There ain’t nobody
Who got to tell me
How I
Take my liberty
(Yo La Tengo – Polynesia #1)
Willlkommen in New Jersey des Jahres 1984, eine Band names Yo La Tengo gründet sich und ruft seinen Höhrern zu: “Ich hab sie!”. Denn der spanische Ausspruch “Yo La Tengo” kommt vom Baseball und man benutzt ihn, um seinen Mitspielern mitzuteilen, dass man den Ball fangen wird. Yo La Tengo haben den Ball schon lange im Visier und nehmen ihn immer wieder auf. Eine Band mit unschätzbarer Erfahrung und einer erstaunlichen Diskography: 14 Alben haben sie bereits veröffentlicht und nun liefern sie Nummer 15. There’s a Riot Going On ist ein bewusstes Zitat an das gleichnamige Album von Sly Stone aus dem Jahre 1971, als die Vereinigten Staaten von Amerika in einer tiefen Krise steckten. Nun schreiben wir das Jahr 2018 und die Staaten brodeln innerlich erneut. Yo La Tengo begegnet dieser neuen Krise nicht mit Aufregung und Hetze, sondern mit sanften Tönen. Sie wollen der aufgekochten Säure etwas Basisches hinzufügen. Damit erinnern sie uns daran, wofür die USA auch schon immer stand: Großartige Musik, die sich einmischt!
Legt man die Platte auf, taucht man nach und nach in einen atmosphärischen Klangteppich ein, welchen die Band selbst “Slow Motion Action Gemälde” nennt. Dieses Gemälde nimmt tausende Fascetten an und tatächlich unterscheidet sich jeder Song verblüffend vom nächsten. Das Yo La Tengo quasi jeden Stil beherrschen, verdanken sie ihrer Sturrheit, sich von niemanden reinreden zu lassen. Kein Managment, dass eine Band zu ewig gleichem Brei verdammt, steht hier im Rücken, sondern der unstillbare Durst nach kreativer Explosion. Zwischen dem Stück You Are Here, welches so klingt, als säße man in einem Raumschiff, kurz vor dem Start zu einer langen Reise und Here You Are breitet sich dieser Klangteppich aus. Vor dem Start erblicken wir aus dem Fenster den Schlammassel auf unserem Planten. Doch statt daran zu verzweifeln, nehmen uns Yo La Tengo mit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nach sechs Tracks gelangen wir zum Höhepunkt: Shortwave, eine einzig sphärische Seelenreinigung im Outerspace, in denen nichtzuverstehende Stimmen von Nachrichtensprechern (?) untergehen. Was gesagt wird, gerät in den Hintergrund, stattdessen soll man sich vom Sound mitreißen lassen, runterkommen, um in der Welt der Hetze wieder mit Klarheit reagieren zu können. Nach zwölf Tracks werden wir rausgeschmissen – Here You Are heißt das letzte Stück und klingt mit seiner wirren Synthie-Schleife und all den Percussions und Kanten wieder nach unserer Realität. Doch verunsichert das Chaos nicht mehr. Man ist wieder zurück und hat es nun in der Hand, die Dinge zu ändern.
There’s a Riot Going On ist ein gutes Album, welches den Hörer mitzunehmen versteht, ihn überschüttet mit unterschiedlichsten Klängen und Stilen und damit Seelenreinigung versucht. Ein erstaunliches Experiment zwischen easy-listening Pads und zerrütteten E-Gitarren. Man darf von dem Trubel da draußen entspannen, um am Ende wieder zurückgeschickt zu werden, um weiter zu machen! Denn einfach aufzuhören oder zu fliehen, war nie eine Option für Yo La Tengo.
Yo La Tengo – There’s A Riot Going On
VÖ: 16. März 2018, Matador Records
www.yolatengo.com
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