Ein Album über Veränderungen sollte es geworden sein. So wollte es der Brite George FitzGerald mit seinem neuen Langspieler All That Must Be. Inwiefern elektronische Musik, in der menschliche Stimmen zumeist nur als Klangfragmente ohne Text eingesetzt werden, die krassen Entwicklungen im Leben des Produzenten darstellen kann, bleibt offen. Dass Umstände wie die Geburt des ersten Kindes und der Umzug aus der Wahlheimat Berlin zurück nach London das musikalische Schaffen beeinflussen, steht außer Frage. Aber wo sind die Auswirkungen auf Fitzgeralds zweiten Platte zu finden? Und kann man die persönliche Geschichte auch in House-Beats entdecken?
Vorweg: All That Must Be ist ein gutes Album geworden. Durch die Verwendung vieler akustischer Instrumente wirkt es warm und nahbar. Vor allem das Klavier setzt Fitzgerald intensiver ein als noch bei seinem Debutalbum Fading Love aus 2015. Bestes Beispiel für die Verbindung von analogen und digitalen Klängen ist sicherlich Outgrown. Das Stück hört sich nicht nur stark nach Bonobo an, es ist auch in Kollaboration der beiden Künstler entstanden. Dem ständigen Flirren und Zischen zahlreicher perkussiven Elementen wird eine beruhigende, nachdenkliche Klavierspur entgegengesetzt. Das Resultat ruft Assoziationen von ausklingenden Sommerparties an hippen Flussschwimmbädern hiesiger Großstädte hervor. Mit Burns und Siren Calls zeigt Fitzgerald, dass er den dunklen Clubtanzflächen nicht den Rücken gekehrt hat. Beide Tracks lassen mit abwechslungsreichen Spannungsbögen DJ-Herzen höherschlagen. Nachdenklicher, aber nicht minder treibende Stücke wie Passing Trains zeigen auch eine emotionalere Seite Fitzgeralds Musik. Die an Jon Hopkins erinnernde Verbindung von Fieldrecordings, sanften Piano und fetten Computer Drums lädt dazu ein, die Gedanken schweifen zu lassen. Dennoch ist die persönliche Note höchstens in Titeln wie Frieda oder Nobody But You zu erahnen.
Es gibt sie öfter, diese Alben, die grundsätzlich gut geworden sind, denen aber doch das gewisse Etwas fehlen, um in die Liga der Bonobos und Hopkinses aufzusteigen. All That Must Be ist ein Album geworden, das sich gut hören lässt, während man hoffnungsvoll auf das Meisterwerk Fitzgeralds, seiner nächsten Platte wartet.
George FitzGerald – All That Must Be
VÖ: 09. März 2018, Domino Records
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