Foto-© Shervin Lainez and Dear Hearts
And we were jubilant, willing to pretend
We were not losing time, time wasted
Like any other day we will make the bed
Thinking it is dead, it is finally dead
(Wye Oak – The Louder I Call, The Faster It Runs)
Mit der Zeit versucht man immer wieder aus alten Verhaltensmustern auszubrechen und sich Neue anzueignen. Das perfekte Ich wird in den meisten Augen durch Veränderungen erzielt und Unzufriedenheit schürt zwar ein mulmiges Gefühl, wird aber durch den Wunsch angereichert, über sich hinauswachsen zu können, wenn man sich nur in eine andere Richtung bewegt. Schließlich birgt ein Richtungswechsel zwar die Gefahr zu scheitern, aber auch die Möglichkeit einer positiven Veränderung. In so etwa kann man sich auch die Entstehungsgeschichte von The Louder I Call, The Faster It Runs, der neuen und damit sechsten Platte von Jenn Wasner und Andy Stack aka Wye Oak vorstellen. Die beiden waren bereit für ihr neues Projekt einiges in Kauf zu nehmen, haben sich aus ihren Komfortzonen entfernt, um neue Einflüsse aufzusaugen und diese schließlich einfließen zu lassen. Hierfür entfernten sie sich erst einmal räumlich voneinander, um sich schlussendlich näher zu kommen als jemals zuvor. Mit klaren Gedanken schafften sie eine gemeinsame Basis und konnten damit am 6. April 12 neue Songs präsentieren, die Selbstreflexion und Entschlossenheit ausstrahlen.
Angeführt mit The Instrument, ein Song bei dem Gesang, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug in einer einzigartigen Symbiose miteinander agieren startet das Pop-Duo aus Baltimore. Gefolgt vom Titelsong wird die Komplexität der einzelnen Stücke schon klarer. Rhythmisch überschlagen sich die Eindrücke und The Louder I Call, The Faster It Runs wird damit zurecht zur Hymne der Platte, bei der man das dringende Gefühl verspürt, tanzend in die Armen seines Gegenübers zu fallen. Trotz reduzierter Besetzung beweisen die Multitalente schließlich auch mit It Was Not Natural und Symmetry wie vielschichtig die Entwicklung vonstatten gegangen ist. Denn es bleibt fesselnd und voller Sprünge zwischen Lyrics und Instrumenten und sie schaffen dabei ein Zusammenspiel, was man so noch nicht gehört hat. Vom ursprünglich konventionellen Folkrock der beiden ist allerdings nur noch im Song Over and Over ein Hauch hängen geblieben, stattdessen haben sie sich erfolgreich dem Dream-Pop verschrieben, was dann spätestens bei Join und I Know It’s Real, dem letzten Song, klar sein dürfte. Durch ihre stetig dargebotenen Harmoniewechsel mit Tiefgang, haben die beiden damit ein aufrichtiges Album geschaffen, was durch seine Vielfältigkeit glänzen kann. Eine Veränderung war damit genau das Richtige für Wye Oak und ihr neues, einzigartiges Album.
Wye Oak – The Louder I Call, The Faster It Runs
VÖ: 6. April 2018, Merge Records
www.wyeoakmusic.com
www.facebook.com/wyeoak