I don’t worry, don’t worry, don’t worry about people in my face
I hit ’em with the style and grace, and watch their ankles break
I know you wish, I know you wish I would fade away
But I got more to say, Lord, they pray
Let me slip through (let me slip through)
Why you tryna hold me back? (I ain’t)
I’m just tryna move up front
Lil more of this, lil less of that (can you feel me?)
(Leon Bridges – Bad Bad News)
Leon Bridges, der 28-jährige Überflieger aus Texas, der 2015 die Musikwelt ordentlich durchwirbelte, hat gerade mit Good Thing sein zweites Album rausgehauen. Dabei sucht er das gute Gefühl in verschiedenen Epochen der Musikgeschichte und findet allerlei Antworten. Manchmal überzeugend, oft misslungen. Doch von vorne: Bridges schenkte uns 2015 mit seinem Debüt eine Retro-Schelte aus den 60ern. Damals verblüffend gut, verblüffend nostalgisch und verblüffend neu. Besonders das Schmuckstück River beeindruckte durch Tiefsinn, Text und Video. Drei Jahre später sucht er das Gefühl in den 70ern, also im Soul! Vor allem Track 2 Bad Bad News hat den Swag dieser Zeit und ist mit Abstand der beste Song auf dem Album. Er knüpft an das erste Album an, hat die gleiche Qualität. Eine kleine Zeitreise, ohne altbacken zu wirken. Also genau die Magie, die Leon Bridges auszeichnet und berühmt gemacht hat.
Nachdem man sich auf den Retro-Soul eingestimmt hat (und das eher schwache Bet Ain’t Worth the Hand gleich schon wieder vergessen) ahnt einem bei Shy Böses. Bridges hat nicht nur in den 70ern gestochert, er sucht das Gefühl auch in seiner Jugend: In der Zeit von Usher, R. Kelly und Ginuwine. Doch genau die reicht noch nicht (!) für Nostalgie-Gefühle aus, denn das musikalische Gedächtnis hat sie weiterhin gut in Erinnerung und noch nicht verarbeitet. Zumindest geht das dem Rezensionisten hier so, der ebenfalls 28 ist und einst auch Usher, R. Kelly und Ginuwine hörte. Beyond klingt wie das Jahr 2002; klingt wie Usher, der sich Van Morrisons Into The Mystic bemächtigt hat. Der Song nimmt zwar Fahrt auf, wirkt aber unentschlossen. Das gilt nicht nur für den Sound, sondern auch für den Text. Alle Klischees des 00er-RnBs sind da: Übertreibungen, leere Versprechen und “my friends told me not to love you” – Geschwafel. Inhalt wird überbewertet. Ähnliches gilt für die Songs Forgive You und Lions, die musiklaisch und textlich unausgereift klingen, eher wie eine Skizze. If It Feels Good (Then It Must Be) und You Don’t Know sind angenehm für Ohr und Tanzbein, zielen aber so offensichtlich auf die Charts ab, dass es weh tut. Das letzte Stück namens Georgia to Texas erinnert dann nochmal daran, was Bridges auch kann: Mal die Instrumente spielen lassen, und sich selbst zurücknehmen. Mal die Pausen spielen lassen, Abwechslung reinbringen und nicht den ständigen Beat, das ständige Wiederholen.
Das Album macht insgesamt einen unsausgereiften Eindruck, mit wenig guten und vielen schwachen Tracks, die nicht an das erste Album heranreichen können. Das war leider nichts.
Leon Bridges – Good Thing
VÖ: 4. Mai 2018, Columbia
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