G Flip ist eine dieser Personen, die vermutlich schon in der Grundschule arschcool waren – sie wusste auf dem Pausenhof bestimmt am allerbesten, wie man Lehrer ärgert und hatte am Ende auch so viel Mut, ihren Plan durchzuziehen. Georgia Flipo hat dieses kindliche Etwas, das zwischen Rüpelhaftigkeit und dem genau richtigen Maß an Unangepasstheit changiert. Und das liegt nicht nur daran, dass zwei unterschiedliche Socken in ihren Vans stecken „Ich habe mal meine finale Schulaufführung gecrasht, weil ich einen Song am Schlagzeug spielte, den ich nicht spielen durfte. Ich habs einfach gemacht. Meine Mitschüler haben mich gefeiert!“ erzählt sie und lacht.
Überhaupt lacht die Australierin viel. Scheint sie so gar nicht zu stören, dass sie bereits den ganzen Tag im heißen Berlin auf Promotour unterwegs war und nun mit mir durch Kreuzberg am Maybachufer entlang streunern muss. „Ehrlich gesagt: Ich glaube ich merke gar nicht so viel von all dem. Das ist so krass unreal!“
G Flip ist keineswegs neu im Business. Seit sie 19 ist, ist sie als Schlagzeugerin anderer Bands unterwegs. Nun war es Zeit, ihre eigenen Songs und Ideen umzusetzen – und zwar in jeder Konsequenz „Ich bin ein Controllfreak. Ich muss alles bestimmen: Was ich wie mache, wie ein Video aussieht oder wie meine Songs klingen. Sonst mach ichs nicht!“ Da kommt es wieder durch, das coole Kid, dass sich mit dem Ärmel den Schnodder von der Nase putzt und von niemandem Vorschriften machen lässt. Dabei ist G Flip längst Mitte Zwanzig und absolut ernst, wenn es ihr um ihre Kunst geht. Ihr Video zu About You hat sie Anfang dieses Jahres auf Youtube hochgeladen. Es ist – Überraschung – wahnsinnig rhythmisch, macht gute Laune und ist dabei so zuckersüß verliebt, dass es einem das Herz erwärmt. Der Clip geht viral, Plattenfirmen werden aufmerksam und den Rest der Geschichte muss G.Flip noch schreiben. Schaut man sich ihre bisherige Karriere an, dürfte es spannend werden: Für ihr erstes Vorspielen als Drummerin der Band EMPRA lernte sie nicht nur die verlangten drei Songs der Band auswendig, sondern jeden einzelnen, den sie finden konnte. Für ihre ersten Solo-Sachen schloss sie sich für ein Jahr in ihr Zimmer ein, arbeitete an ihrer Musik, lernte Instrumente und schrieb Songs.
Nicht, dass es nötig gewesen wäre, aber die Tatsache dass sie es mit ihrer Kunst ernst meint, sieht man auch auf Flipos Haut: Um das zu besiegeln dass sie ihrem Musikerinnendasein eine ernste Chance gibt, hat sie sich ein unübersehbares Tattoo auf ihre Hand stechen lassen: „Ich wusste: Das ist meine endgültige Abwendung vom seriösen Leben – da gabs dann kein Zurück mehr.“ bekräftigt sie. Die meisten ihrer Tattoos haben weniger Bedeutung – außer, dass sie kleiner Marker dessen sind, dass G Flip ständig für jeden Scheiß zu haben ist. So hat sie ein Tattoo eines Cowboystiefels, den sie sich in einem Restaurant in Texas hat stechen lassen. „Es hieß: Man bekommt das Essen um sonst, wenn man sich deren Logo stechen lässt.“ Ein anderes zeigt einen Basketball um den Blumen ranken „Das ist von der Basketballmannschaft, in der ich mal gespielt habe. Ich habe eine Wette verloren und musste es mir dann machen lassen.“ Sie denkt kurz nach, „Naja, ich hätte nicht gemusst, aber wenn man mich herausfordert oder sagt ‚Das machst du sowieso nicht’ mache ich es definitiv erst recht!“ Diese Aussage glaubt man ihr sofort.
Diese Momente in denen die Vernunft noch nicht gesiegt hat und man pure Emotion und Reaktion ist – wie in der Kindheit, als noch nicht alles vom Verstand verklärt war: Genau das macht auch G Flips Musik aus. Sie singt viel über Liebschaften, gebrochene Herzen und unerwiderte Gefühle. „Ich fühle immer so wahnsinnig viel. Das muss irgendwohin. Gut, dass ich Musikerin bin!“ Als ich ihr antworte, dass sie dann ja alles richtig gemacht hat – auch mit ihrem Handtattoo – schaut sie mich vermschitzt an „Als ob ich auch ohne Tattoo irgendwo im Büro sitzen könnte. Die würden das keine zwei Tage mit mir aushalten.“ sagt sie und lacht laut.
Weil G Flip tatsächlich jeden Blödsinn mitmacht, hat sie für uns auf vier Fragen mit einem Gif geantwortet:
Wie wirst du nach deiner Tour aussehen:
Wie siehst du meistens hinter den Drums aus?
Und wie siehst du jetzt beim Musikmachen aus?