Der Spätsommer ist dieses Jahr auf jeden Fall gut für den musikalischen Zeitgeist 2.0, in Form von diversen Zweitalben, die noch frischer daherkommen als die dazugehörigen Debüts! Doch auch abseits von Jungle, Maribou State, Soul, Electronica und hipper Zukunftsmusik haben wir uns für euch durch die Veröffentlichungen des Monats gehört – folgende können wir wärmstens empfehlen:
1. Maribou State – Kingdoms In Colour (VÖ: 07.09.2018)
Das Duo Maribou State sind nun auch endlich wieder zurück! Nachdem das Projekt von Chris Davids und Liam Ivory seit 2011 beständig einzelne Songs veröffentlichte, war ihr Debüt in 2015 eines der Newcomer-Alben des Jahres, sie waren in aller Munde, spielten Shows vor vollen Häusern und die üblichen hippen Festivals – Vergleiche mit The xx, James Blake, Mount Kimbie, DJ Koze und Bonobo inklusive. Ihr neues Werk klingt noch frischer, vertrackter und vielseitiger – kurz: Das perfekte Updade für den Zeitgeist 2.0 in 2018!
2. Jungle – For Ever (VÖ: 14.09.2018)
Apropos Zeitgeist 2.0: Auch die Herren von Jungle mischten mit ihrem Debüt gehörig mit, was den Sound der letzten Jahre betrifft. Mit Hits wie The Heat, Busy Earnin oder Time schufen sie ihren eigenen Signature-Sound und erspielten sich als acht köpfige Band einen exzellenten Ruf als Live-Act. Eine halbe Million Verkäufe, eine Mercury Prize-Nominierung und einer Lobpreisung von Noel Gallagher später zeigt auch ihr Zweitwerk, dass die beiden Produzenten Josh „J“ Lloyd-Watson und Tom „T“ McFarland hinter der Band immer noch am Nabel der Zeit leben und produzieren. Der perfekte Soundtrack für laue Spätsommernächte, voller emotionaler Hitze und Tanz und Liebe in der Luft!
3. Villagers – The Art Of Pretending To Swim (VÖ: 21.09.2018)
Auch Conor O’Brien kommt im September mit seinem vierten regulären Studioalbum in 8 Jahren seit Bandgründung ums Eck. Doch von Fließbandarbeit und Abnutzung gibt es keinerlei Anzeichen, vielmehr schafft er den Sprung von seinem letzten, doch sehr introvertiert-intimen Album Darling Arithmetic zu einem größeren Sound, versetzt mit Samples, elektronischen Einflüssen, bei inhaltlich wie gehabter emotionaler Schwere. Der Ire zeigt sich dabei auf der Spitze seines eh immer sehr ambitionierten Schaffens. Auf jeden Fall eine Steilvorlage für die Alben des Jahres und der perfekte Soundtrack für die vermeintlich nahende Herbst-Empfindlichkeiten!
4. Roosevelt – Young Romance (VÖ: 28.09.2018)
Ein guter Monat für Freunde von gediegener Electronica, zwischen Soul, Pop und Chillwave – denn auch Marius Lauber kehrt etwas mehr als 24 Monate nach dem Release seines Debüts als Roosevelt mit neuen Songs zurück. Immer noch stilsicher suhlt er sich auf 12 Songs in seinem Sound, hat mit Under The Sun einen formidable Hit mit an Board, verwickelt sich auf Albumlänge etwas im sphärischen Chillwave. Aber hey – das macht gar nichts, die Latte des Debüts war einfach nur extrem hoch, sodass der ein oder andere hier einen Stillstand feststellen könnte…jedoch einen Stillstand auf hohem Niveau, auch wenn die Hitdichte etwas nachgelassen hat.
5. We Were Promised Jetpacks – The More I Sleep, The Less I Dream (VÖ: 14.09.2018)
Auch die Schotten von We Were Promised Jetpacks sind nach vierjähriger Abstinenz zurück mit ihren vierten Album – ein Album, das nicht leichtfertig entstand, sich auf die Wurzeln zu besinnen versucht und düster und stoisch ein Gitarrenriff ans andere reiht. Voller wuchtiger Energie zeigen die vier Jungs damit, dass sie mittlerweile nicht mehr 20 und gewachsen sind, was sich gerade auch in den Texten niederschlägt. Konzepte von Missverständnis und Selbstzweifel ziehen sich durch die Songs – kein Zweifel besteht allerdings daran, dass The More I Sleep, The Less I Dream zum besten gehört, was die Band bisher veröffentlicht hat!
Newcomer:
1. Black Honey – Black Honey (VÖ: 21.09.2018)
Das alteingesessene Rock-Genre bleibt auch in 2018 eher eine Begleiterscheinung der Musikindustrie – jedoch gibt es immer wieder kleinere Spitzen und interessante Newcomer, die für frisches Blut sorgen. Eine gehörige Portion Energie, schreiende Gitarren und Debbie-Harry-Attitüde liefern auf jeden Fall auch Black Honey mit ihrem gleichnamigen Debüt, das nun endlich vier Jahre nach Bandgründung erscheint. Nach Supports für Queens Of The Stone Age und Royal Blood hat sich die Band um Sängerin Izzy B Phillips schon einen ausgezeichneten Ruf als explosive Live-Band erspielt – die Platte liefert nun den Nachweis, dass man in der School of Rock die Klassiker genauso beherrscht, wie Abwege in den Pop und sich klanglich irgendwo zwischen Garbage und The Asteroids Galaxy Tour einsortiert.
2. Say Lou Lou – Immortelle (VÖ: 21.09.2018)
Zwar kein Debütalbum bzw. komplette Newcomer, vielmehr ein Neustart, aber doch eine Erwähnung wert in dieser Kategorie: das australisch-schwedische Zwillingsschwestern Duo Say Lou Lou stieg mit ihrem Debüt zum Kritikerliebhaber auf, Major-Label-Deal inklusive, genauso wie kleinere Hit-Singles. Doch aus den Zwängen eben dieses Systems haben sich die Zwillinge Miranda und Elektra Kilbey bei den Arbeiten am Album Nummer 2 befreit. Das Ergebnis ist ein Album voller großer Geste, inspiriert von Film Noir wie James Bond-Scores, das so groß wie zeitlos schimmert!
3. Lydmor – I Told You I’d Tell Them Our Story (28.09.2018)
Die in Kopenhagen wohnhafte Jenny Rossander, die zuletzt schon durch ihre Zusammenarbeit mit Bon Homme von WhoMadeWho einigen bekannt sein könnte, kehr im September mit einem neuen Album zurück, das pumpende Beats, verträumte Syinthies und ihre große Stimme vereinen. Neugierig und schonungslos reflektiert Lydmor die Welt, die sie umgibt und nimmt den Hörer mit auf ihre sehr persönliche Reise, zwischen Verletzlichkeit und Provokation, zwischen Wehmut und Aufbruchsstimmung. Das Album entstand in Shanghai, wohin sich die Künstlerin 2016 für eine längere Zeit zurückzog, um sich von der chinesischen Metropole inspirieren zu lassen. Clubtauglich, tanzbar aber auch melancholisch und emotional!
4. Pari San – R.I.P. Identification (VÖ: 07.09.2018)
Bei Pari San prallen zwei Welten aufeinander. Hier der Berliner Mikrosystemtechniker Paul Brenning, der mit klassischer Musik aufwuchs und mit klarem Kopf die elektronische Synthiewelt produziert. Dort die in Düsseldorf aufgewachsene gebürtige Iranerin Parissa Eskandari, mit einem intuitiv-emotionalen Zugang zur Musik und deren Stimme zwischen orientalischen und skandinavischen Einflüssen schwebt. Schwermütiger Avantgarde Pop, irgendwo zwischen Fever Ray, FKA Twigs und Björk. Avantgardistisch und andersartig, sinnlich und magisch, Pop und Hochkunst gleichermaßen.
5. Of the Valley – Of The Valley (VÖ: 14.09.2018)
Of The Valley – hinter diesem Namen verbirgt sich der Kanadier Brian DellaValle, der für sein Studium in Neurowissenschaften nach Kopenhagen zog und dort seine neue Heimat, wie seine musikalische Stimme gefunden hat. Zehn Songs, getragen von atmosphärischen Sounds und perkussiven Elementen, werden von DellaValles außergewöhnlicher und einnehmender Baritonstimme zusammengehalten. Eine Stimme, die sich wie ein roter Faden durch die Songs und Geschichten von Of The Valley zieht und seinen Songs diese Tiefe und wohltuende Melancholie verleiht. Die Texte von DellaValle entstehen an der Schreibmaschine. Vergleichbar mit dem Eintrag aus einem Tagebuch folgt man den ehrlichen und authentischen Worten. Hier ein bisschen The National, dort ein bisschen Bon Iver der frühen Tage – doch immer direkt und einnehmend.
Wiederkehrer: Willie J Healey – People and Their Dogs (VÖ: 18.08.2017)
Hach Spotify, du Segen und Fluch der Musikindustrie – dieser Tage sind wir jedoch Fans des Streaming-Dienstes, denn aus heiterem Himmel wurde uns Willie J Healey via Mix der Woche auf die Ohren geshuffelt…und will seitdem nicht mehr verschwinden! Gitarren, Indie-Rock, alltägliche Themen – doch all diese Bausteine funkeln hier wie ein kleines Meisterwerk, das auch von Modest Mouse oder anderen Helden des Genre stammen könnte. Unbedingt reinhören, weitersagen, lieb haben!