Foto-© Trevor Paulhus
Das Cover zu Conner Youngbloods Debüt-Album könnte auch eine Postkarte sein – allerdings eine von der schöneren Sorte. Eine, die man zu coolen Freunden in die Großstadt schickt „Ist schön in den Alpen, unser Air B’nB ist spannend, hoffe wir sehen uns demnächst bei einem Späti-Bier. Gruß und Kuss.“ Das Foto ist absichtlich aufgenommen worden – dennoch wirkt Youndgbloods Blick in die Kamera nicht ganz dezidiert, eher als hätte man ihn dort halt platziert und ihn gebeten doch mal irgendeine Pose zu machen.
„Das Label wollte unbedingt mich auf dem Cover der Platte. Ich wollte das aufbrechen: Nun haben wir ein Bild genommen, auf dem die Kulisse so beeindruckend ist, dass ich gar nicht mehr so sehr auffalle.“ erklärt Youndblood die Wahl des Motivs. Er denkt kurz nach, in der Telefonleitung zwischen Berlin und irgendwo in Amerika herrscht kurze Stille, Räuspern. Youngblood denkt über seine Antworten nach. „Ich will auch einfach nicht mehr der Fokus sein. Ich habe das Gefühl, es sei so egozentrisch alles selber zu machen und nur selbst das Zentrum zu sein. Es sind ja viele Elemente in meiner Musik zu finden.“ sinniert er. Die Elemente von denen er spricht sind einerseits die Einflüsse wie Bon Iver oder Sufjan Stevens, die sich auf seinem Debüt Chayenne eindeutig widerspiegeln. Andererseits ist die Platte eine Chronik seiner vielen Reisen, des ständigen Aufbruchs, des ständigen Wiedersehens und Abschieds, des Transits und der fehlenden Beständigkeit. So lässt die Überpräsenz der Weite und der Kulisse auf dem Cover der Platte auch Mutmaßungen zu: Ist die Welt zu groß für Youngblood? Das Reisen zu viel? Die Verlorenheit zu belastend? „Es gibt definitiv Vor- und Nachteile meines Lebensstils. Ich bin zwar gerne unterwegs, aber die ewige Rastlosigkeit verändert einen.“ So beschreibt der Amerikaner, dass es für ihn kein wirkliches Konzept von Heimat gibt „Also Miete zahle ich in Dallas.“ er lacht kurz bevor er hinzufügt „Das ist glaube ich das Einzige, wie ich das zusammenfassen könnte.“
Nach einem wirklichen gemeinsamen Nenner kann man aber auch bei Youngbloods Musik fragen: Er wird seit der ersten EP Sketches gefeiert und neue Musik heiß ersehnt. Er mischt Singer-/ Songwriter-Klänge mit allem, was er finden kann. So gibt es Elektronisches, Klassisches und immer leicht Verklärtes im Hintergrund worauf Youngblood mit ergreifender Stimme von Sehnsucht, Mitmenschen, Mitreisende und Traurigkeiten singt. Seine Stärke ist immer eben jene Rastlosigkeit, die sich auch in seinem Schaffen wiederfindet: Conner Youngblood ist Multi-Instrumentalist. Er spielt auch auf seinem Debüt Gitarre, Harfe, Bassklarinette, Tabla….und hat sich alle Instrumente selbst beigebracht. „Ich finde in jedem Instrument etwas Aufregendes. Dabei würde ich sagen, dass ich nicht mal wahnsinnig gut bin, das sind die Wenigsten. Ich bin nur ehrgeizig genug, alles auszuprobieren.“ Erklärt er und beschreibt sich als Songwriter folgendermaßen: „Die Magie des Schreibens basiert bei mir aus einer Mischung aus Neugierde, Naivität und Geduld.“
Auf die Frage, was seine erste Erinnerung an Musik war, weiß er keine Antwort. Aber er erinnert sich an die eindrücklichste Erinnerung: „Ich fuhr mit meinen Geschwistern und Eltern im Auto und es lief Aretha Franklin.“ Wohin sie damals fuhren weiß er nicht mehr, den genauen Song auch nicht. Es war eher so ein Gefühl, wie er sagt. Selbst diese Erinnerung beschreibt einen Moment des Bewegens – Rastlosigkeit war scheinbar schon immer in der DNA des Künstlers.