Zwischen fliegenden Giraffen und selbstgebastelten schamanischen Kraftstäben, konnte man sich auch in diesem Jahr zwischen Kunst, Indie und Electro bei der 12. Auflage des MS Dockville 2018 in Hamburg-Wilhelmsburg so richtig austoben.
Zwischen Menschen, die noch eben einen kurzen Zwischenstopp im Luftballongeschäft gemacht hatten, um ihr Partyoutfit durch ein Einhorn ein bisschen aufzupeppen, gab es neben dem guten Wetter noch viele andere Dinge zu bestaunen. Denn zu den 2007 noch 5000 Besuchern hatten sich in diesem Jahr laut Veranstalter sagenhafte 55.000 dazugesellt und das Gelände rund um die Süderelbe unsicher gemacht. Damit reiht sich das MS Dockville galant in eine Reihe mit Hurricane und Deichbrand ein.
Doch statt überfüllt zu wirken, bleibt das Festival seinen eigenen Prinzipien treu und schafft den Spagat zwischen selbstgebauten Holzskulpturen, abenteuerlichen Lichtinstallationen und natürlich der Musik, fast schon meisterhaft. Zwar mischt sich unter die 140 Acts nur wenig Internationales, doch durfte man sich im Gegenzug auf ein breit gemischtes Potpourri an Genres erfreuen.
Am Freitag war man mit dem Grossshot, der Mainstage des Festivals, bestens bedient. Ohne Atempause ging es von poppigen Beats von Granada aus Österreich, direkt zu den Briten von Everything Everything über, die mit ihrem Facettenreichtum für gute Stimmung sorgten. Aber auch Bonobo sorgte im Anschluss mit einem Gefühl von Wärme und Melancholie für den krönenden Abschluss eines gelungenen ersten Festivaltages.
Ein absolutes Highlight gab es in diesem Jahr am Samstag mit der Show von Fil Bo Riva. Dieser konnte mit seinem gelungenen Mix aus aus Pop, Folk und Soul die Massen zum Beben bringen. Hier hieß es allerdings für alle Besucher früh da zu sein – denn der Ansturm auf den Mann mit der gefühlvollen Stimme war so groß, dass man es sich schon zweimal überlegen musste, ob man den Weg zum Toi Toi noch einmal auf sich nimmt, wenn man es erst einmal bis in Hörweite geschafft hatte. Lockerer ging es da schon bei Erobique zu, der mit 70er Jahre Disco ein Gefühl von Ballermann und Leichtigkeit verbreitete. Wer sich dann noch ein wenig Kraft aus den alten Gliedern leihern konnte, verabredete sich bei Alt-J zum Tänzchen und nahm danach erst die volle S-Bahn Richtung Innenstadt.
Während sich Sonntag dann immer schon die allgemeine Abreisestimmung breit macht und die ersten Camper, besonders die die nicht aus der Hansestadt kommen, einem schon vollgepackt entgegenkommen, hat das MS Dockville noch mit einigen Stimmungskananonen aufgefahren. Neben den sympathischen Mädels von Hinds, gab es für alle Fest & Flauschig-Hörer zur Abwechslung mal die Musik von Olli Schulz und anschließend noch französischen Elektro des Duos The Blaze.
Ein wunderbar gelungenes Ende eines für Hamburger Verhältnisse sonnigen Wochenendes also und mal abgesehen von den eher furchtbaren als kreativen Outfits der Besucher gab es für alle Anwesenden nichts zu meckern. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr voller Ballontiere, Bandanas und vor allem wieder ein gut sortiertes und abwechslungsreiches Line-up.