Ross From Friends aka Felix Clary Weatherall ist ein weiteres Exempel für die bemerkenswert gute Musik, die sich in letzter Zeit von England aus in die ganzen Welt verbreitet. Der 24 Jahre junge Produzent hat mit Family Portrait sein erstes Album auf den Markt gebracht und für Freunde elektronischer Musik lohnt es sich, das Werk mal genau unter die Lupe zu nehmen.
Erste Bekanntheit gewann Weatherall auf Youtube und Soundcloud, wo er vor allem als beliebter Vertreter des Lo-Fi House gehandelt wurde. Mittlerweile ist er beim Label Brainfeeder von Flying Lotus eingeschrieben und experimentierfreudiger geworden. Family Portrait beweist aber, dass er sich seinem Stil grundsätzlich treu geblieben ist: Träumerische, groovige und irrlichternde elektronische Dance-Tracks, die melancholische bis psychedelische Atmosphären schaffen. Besonders gut gelungen sind die Tracks Thank God I´m A Lizard, Wear Me Down, Pale Blue Dot, Back Into Space und Don´t Wake Dad. Seine Beat-Entwicklung reicht von analogem Verfall, über Tape-Hiss bis hin zu tempoverschobenen Samples und der Verwendung minderwertiger MP3-Dateien. Er schafft es lebhafte und tanzbare Rhythmen mit Lo-Fi zu verbinden. Dazu tragen bestimmt auch die vielen Instrumente wie E-Gitarre und Saxophon bei, die er sogar zu Live-Auftritten mitnehmen lässt. Das eine Gitarre so außerirdische Geräusche machen kann, weiß man spätestens, wenn man seinen Boiler Room Auftritt gesehen hat. Mit der, heute nicht mehr so üblichen, Verwendung von echten Instrumenten im Techno-Set gibt er uns einen Einblick in die 70er Jahre Discoszene.
Vor allem das Video von Pale Blue Dot sollte man sich mal angucken. Es zeigt Filmausschnitte aus der Europareise seiner Eltern. Oder genauer, sein Vater hat sich vorgenommen mit einem Bus mit selbst eingebautem Soundsystem durch Europa zu fahren und spontane Partys zu feiern. Um mitkommen zu können hat sich Weatheralls spätere Mutter bereiterklärt das Ganze zu dokumentieren. Man sieht also woher sein Interesse an elektronischer Musik kommt und der Name des Albums, Family Portrait.
Das Album ist so wie er, abwechslungsreich. Es schwingt zwischen exzentrischen und entspannten Themen. Insgesamt ist es ausgewogen, hier und da vielleicht etwas süßlich aber zukünftig fester Bestandteil meiner Playlist. Wieder mal kann ich sagen, dass ich gespannt bin, was in den nächsten Jahren noch so aus England und besonders von Ross From Friends kommen wird.
Ross From Friends – Family Portrait
VÖ: 27. Juli 2018, Brainfeeder
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