Ein Familien-Clan aus Kanada macht sich gegenwärtig daran, die Glanzzeit des Hip Hops wiederzubeleben. Er nennt sich The Lytics und besteht aus den Brüdern Andrew und Anthony Sannie, die zusammen mit ihrem Cousin Mungala Londe die Texte liefern und dem großen Bruder Alex Sannie, der dazu die Beats baut. In den frühen 00er Jahren noch im Schlafzimmer vor alten PCs und Billig-Mics, gründeten sie 2008 The Lytics und hauten 2012 ihr erstes Album They Told Me raus. Diese Platte fand in ihrer Heimat und darüber hinaus große Aufmerksamkeit. In ihrem ersten Werk zeigten sie eindrucksvoll aus welchen Quellen sie ihren Stil schöpfen und ihre Inspiration finden: In den goldenen 80er und 90er des Rap. Ihre Einflüsse sind The Pharcyde, A Tribe Called Quest und die Souls of Mischief. Die Lytics fallen in den ewig hämmernden Flow dieser Epochen, fresh und smooth, immer nach vorne. Der Vibe von damals fließt weiter, in ihren Beats, Texten und Refrain-Zeilen. Vielleicht nennen sie ihr neustes Werk deshalb Float On – weiter machen, weiter fließen. Dafür haben sie auch noch einen der Größten ihrer Zunft als Produzenten gewonnen: Mike D, Mitbegründer der Beastie Boys! Und dadurch setzen sie mit ihrer neuen Platte auch noch einen drauf!
Das Float On – Intro beginnt still, mit dicker Bass-Line und entfernter Stimme, die dem Hörer zuflüstert: “Float On, Yes, Float On“; langsam untermalt von Geigen, welche die immer klarer werdende Stimme begleiten. “To all my people on the right, to all my people on the left, to all my people on the mic, to all my people in the life”, es wird Zeit zu fließen. Wie das funktioniert zeigen sie eindrucksvoll im ersten Track To All My People. Der Beat atmet die gute Zeit, die Texte sitzen perfekt und kommen von heute, sind reflektiert und suchen den Dialog. Im darauffolgenden Goldschimmer Glow, welcher auch ihre erste Single-Auskopplung ist, vereint sich Punch-Line Beat mit mitreißendem Refrain. Der Beat von Sunshine ist wundervolles Chaos, dass nur der Rap zusammenhalten kann – genau so wie es sein muss. Highlights der Platte sind eindeutig Daydreamers und Things You Could Use. Hier stimmt einfach alles. Man darf sagen: Hier wurde die Vergangenheit nicht nur zitiert, sondern ein eigener Stil entwickelt. Schwachpunkte sind zum einen das, aus meiner Sicht, furchtbare Cover und die Länge der Platte. Sie ist viel zu kurz! Außerdem hätten sie sich bei einigen Hooks mehr einfallen lassen können, da wurde Potenzial vergeudet. Ansonsten haben wir es hier mit einem Schatz zu tun, der hoffentlich noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Denn sie sind: “Heute eine der freshesten Crews des Kontinents.” DJ Mad von den Beginnern.
Wen es interessiert, The Lytics machen diesen Herbst an vielen Stationen in Deutschland Halt. Meist in eher kleineren Lokalitäten darf man den Geist von damals noch einmal einatmen. Nochmal: Genau so wie es sein muss!
The Lytics – Float On
VÖ: 7. September 2018, Haldern Pop Recordings
www.thelytics.ca
www.facebook.com/thelytics
The Lytics Tour:
25.10. Kassablanca, Jena
29.10. Halle02, Heidelberg
31.10. KGB, Langenberg
01.11. Salon Hansen, Lüneburg
03.11. Skaters Palace, Münster
04.11. Weltempfänger, Köln
05.11. Bla, Bonn
06.11. Nr.z.Pl., Bielefeld
07.11. Druckluft, Oberhausen
08.11. Kantine am Berghain, Berlin
09.11. Wagenbau, Hamburg
10.11. Lux, Hannover