Die Heizung gluckert langsam vor sich hin, während die wohlige Wärme langsam die Räume füllt. Es ist Herbst und damit beginnt langsam wieder die Zeit, in der man sich bei schlechtem Wetter zuhause in die eigenen vier Wände verkriecht. Damit einem dabei nicht langweilig wird, erscheinen auch diesen Monat wieder einige hochkarätige Alben, die uns den Oktober versüßen. Gestatten, unsere Alben des Monats:
1. Cat Power – Wanderer (VÖ: 05.10.2018)
Nach sechs Jahren ist Cat Power mit einem neuen Album zurück – einem Album, das geprägt ist durch die radikalen Veränderungen, den Verlust einer geliebten Freundin und der Geburt ihres Kindes. Und das so gut ist, wie schon lange kein Cat Power Album mehr, inklusive (oder trotz) Lana Del Rey Feature und Rihanna-Cover!
2. Kurt Vile – bottle it in (VÖ. 12.10.2018)
Gefühlt war der wuschelige Lockenkopf von Kurt Vile nie wirklich weg – was auch daran liegt, dass das gemeinsame Album mit Courtney Barnett erst wenige Monate zurückliegt. Doch Vile legt nach und gibt sich auf seinem neusten Werk in minutenlangen Gitarrenwerken gewohnt schrullig und layed back. Zwar ohne kleinen Hit wie Pretty Pimpin auf dem letzten Album, aber durchgängig auf sehr hohem Niveau – damit verteidigt Kurt Vile seinen Thron als Slacker-König schlechthin!
3. Empress Of – Us (VÖ: 19.10.2018)
In 2015 war Empress Of eine der kleinen Newcomer-Überraschungen und ein wilder Mix aus Electronica, Pop, R’n’B – also Faust aufs Auge des Zeitgeists. Umso mehr, da Lorely Rodriguez obendrauf noch mit smarten Texten sich und ihre Umgebung beobachtete. Da es für sie aber fast schon schmerzlich war die persönlichen Texte live zu performen, schuf sie nun ein „Uns“, das sie mit ihren Hörern verbinden soll. Dazu beigetragen haben dann auch Dev Hynes (aka Blood Orange) und das Produzenten Duo Sam Griesemer und Jerome Potter von DJDS aus LA. Und das schlägt sich auch im Klang wieder – die Songs wirken noch ausgereifter, größer, sind noch mehr Pop, wenn auch hier und da vielleicht etwas die Ecken und Kanten des Debüts fehlen, an denen wir uns so gerne gestoßen haben.
4. How To Dress Well – The Anteroom (VÖ: 19.10.2018)
Tom Krell, alias How To Dress Well sagt über sein neues Album: “Ich habe die Platte geschrieben, nachdem ich nach Los Angeles gezogen bin. Ein verrückter und vielleicht der schrecklichste Ort den es gibt. Es war kurz nach den Wahlen 2016, wo Hölle und Tod um uns herum an jeder Ecke der Welt an Boden gewannen. The Anteroom ist das Zeugnis dieser zwei Jahre, in denen ich mich aus der Welt geworfen fühlte, in eine kosmische Einsamkeit, in der ich schließlich aufgelöst wurde. Um mir einen Weg zurück zu bahnen, begann ich meine Position als eine Art Vorraum zu verstehen – einen Raum dazwischen – eine Kammer, die das bekannte und das unbekannte, stabile Leben vom totalen Zerfall trennt.“ Hört sich abgefahren an…und so klingt das neuste Werk auch, zwischen psychedelischer Klanglandschaft und verwinkeltem Soundexperiment. Nicht gerade leichter Stoff, aber auch die spannende Weiterentwicklung eines nie für Umwege scheuen Künstlers.
5. Farao – Pure-O (VÖ: 19.10.2018)
Und auch die norwegische Wahl-Berlinerin Kari Jahnsen gibt dieser Tage endlich ihr Zweitwerk zum Besten. 2015 erschien die junge Songwriterin auf dem Radar, um dann wieder vom Erdboden verschluckt zu werden, sich mit dem Leben, analogen Synthesizern und Prog-Pop zu beschäftigen. Das Ergebnis sind 10 neue Songs, die den emotionalen Stripteaser Faraos in düstere Synth-Farben hüllt, sich dem Spagat der Schönheit und Depression von Sex und Beziehungen widmet und auch mit 90iger R’n’B-Anleihen spielt. Treibender, direkter und schwelgerisch – rauf auf die Must-Hear-Liste!
Newcomer:
1. Sea Moya – Falmenta (VÖ: 12.10.2018)
Weite Wege gehen, um zum Ziel zu gelangen war schon immer eine Option für die Herren Sea Moya. Aus Mannheim zog man sich mal schnell in die italienischen Alpen zurück zum Schreiben des Debüts, das verträumte Dorf leiht auch gleich den Namen des Albums…klingt halt auch besser, als wenn man das Album „Mannheim“ getauft hätte. Aber auch in Italien hielt es die Jungs nicht lange, es ging über den großen Teich, rüber nach Kanada. Doch Schluss mit Geographie, hin zur Musik: Die verkopften Herren waren ja noch nie verlegen sich aus dem Genre-Baukasten fleißig zu bedienen und so funkeln die 12 Songs des Debüts auch in den schillerndsten Farben, von groovigen Funk, gefühlvollen Elektro-Pop und Psychedlic Rock als Fundament gehalten. Ganz schön abwegig, aber auch ganz schön cool!
2. Tamino – Amir (VÖ: 19.10.2018)
Grenzen einreißen ist auch im Bezug auf das Debütalbum von Tamino ein geflügelte Beschreibung. Der 21-Jährige Musiker verbindet schon in seinem Stammbaum belgische, ägyptische und libanesische Wurzeln und sortiert in seinem Sound einen ganzen Blumenstrauß aus Einflüssen zu einem Pop-Entwurf mit großem Gestus zusammen. Vielleicht an manchen Stellen etwas zu pathetisch und over the top arty, aber das Talent ist dem guten sicher nicht abzusprechen und das Debüt nur der erste Schritt!
3. Eliza Shaddad – Future (VÖ: 26.10.2018)
Auf der Straße wurde Eliza Shaddad mal eben von Jack Patterson von Clean Bandit entdeckt, sang auf deren Top-10-Album New Eyes, veröffentlichte danach noch 2 EPs und kommt nun endlich mit dem Debüt ums Eck. Wie es sich für eine junge Musikerin gehört, geht es darauf um die Liebe! „Ausgangspunkt für fast alle Songs war, dass ich mich in einer Beziehung befand, aus der ich raus wollte. Es gab wirklich absolut keinen Grund zu gehen, mein Freund war super nett – aber ich wusste, dass er nicht der Richtige ist“ – Richtig ist jedoch, dass ihr Album irgendwo zwischen Folk-Vibe, Melodic-Pop und grundeigen Einflüssen ein entspannt, gutherziger Break-Up-Soundtrack für diesen Herbst markiert.
Wiederkehrer: Rolling Blackouts Coastal Fever – Hope Downs (VÖ: 15.06.2018)
Ha! Da hat Sub Pop mal wieder einen kleinen funkelnden Diamanten gefunden: unter dem klobigen Namen, den sich kein Hans merken kann, macht sich ein Quintett aus Melbourne auf den Indie-Rock-Status wieder zurecht zu biegen. Oder sie haben ihre Plattenbestellung aus den Nullerjahren aus UK erst zuletzt vom Zoll zugestellt bekommen. Egal, Hope Downs macht Spaß – wir hören da alle möglichen Einflüsse der Indiedisco, sogar Joy Division…und Talking Straight ist ein verdammter Hit, den manch eine Band nie in langer Bandhistorie hinbekommt. Also: Reinhören!