Don’t create
Don’t rebel
Have intuition
Can’t decide
Typical girls get upset too quickly
Typical girls can’t control themselves
Typical girls are so confusing
Typical girls – you can always tell
Typical girls don’t think too clearly
Typical girls are unpredictable, predictable
Typical girls try to be
Typical girls very well
Typical girls are looking for something
Typical girls fall under spells
Typical girls buy magazines
Typical girls feel like hell
Typical girls worry about spots, fat,
And natural smells, stinky fake smells
(The Slits – Typical Girls)
Here to be heard: The story of the Slits
Ihr Sound ist rau und nicht perfekt, ihre Texte provokant und zynisch, ihr Look schräg. The Slits sind Ari Up (Gesang), Tessa Pollitt (Bass), Palmolive (Schlagzeug) und Viv Albertine (Gitarre), die erste All-Girl-Punk-Band aus England, die im Mix aus Punk und Reggae die Musikkultur 1976 auf originelle Art und Weise neu ausrichten. Uneingeschränkt und frei nach dem Motto “don’t give a fuck” vermitteln sie ihre Musik auf der Bühne und in ihren Alben. Inspiriert von Bands wie The Clash, Sex Pistols oder Patti Smith, geht es der Band nicht darum die Instrumente perfekt zu beherrschen und jeden Akkord zu treffen. Tessa und Viv hatten erst kurz vor dem Zusammenschluss gelernt Bass und Gitarre zu spielen. Ausschnitte aus den ersten Gigs in London unterstreichen, dass die musikalische Leistung nur eine Nebenrolle spielt. Hauptsächlich geht es um Spaß in einer rebellische Subkultur, in der Ari & Co. als zentrale Figuren das Konzept von “Girl Bands” reformieren und festgefahrene Werte in der Gesellschaft aufbrechen. So auch auf dem Cover ihres Debütalbums Cut, auf dem drei der Bandmitglieder halbnackt und mit Schlamm beschmiert posieren. Erotik, Fehlanzeige. Die Message geht vielmehr in Richtung freie Selbstbestimmung oder Selbstakzeptanz, das thematisch auch im bekannten Song Typical Girls behandelt wird.
In knapp 90 Minuten rollt Regisseur William E. Badgley die Bandgeschichte mit bislang unveröffentlichtem Material auf und bestückt diese mit persönlichen Interviews der noch lebenden Bandmitglieder. Das Material zeigt Szenen aus der Zeit der Gründung bis zur finalen Band-Besetzung. Es markiert die Höhen und Tiefen der Karriere inklusive des Ausstiegs von Drummerin Palmolive und der Aufnahme von männlichen Musikern. Gegen Ende des Films geht es um die Reformation der Band 2005 zwischen Ari und Tessa und weiteren Musikern, die mit dem frühen Krebstod der Sängerin endet. Trotz einiger Schwächen wie zusammenhangslosen Szenen und Lücken in der Geschichte bietet die Dokumentation einen guten Überblick in eine Ära, in der sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft maßgeblich verändert hat.
Übertragen auf die heutige Zeit, in der Feminismus fast schon als Hype verstanden werden kann, ist der Filmtitel Here to be heard (Hier, um gehört zu werden) aktueller denn je. Gerade in den sozialen Netzwerken finden Kampagnen über Zugehörigkeit (#GirlGang und #GirlPower) oder Zufriedenheit mit dem eigenen Körper (Body Positivity) großen Anklang. Selbst Modekollektionen greifen Pioniere des Feminismus wie Simone de Beauvoir auf und sorgen so für Auseinandersetzung mit dem Thema. Wie viel davon allerdings auf Image und Reichweite abzielt und wie viel davon echt ist, bleibt unbeantwortet. So „echt“ wie die Subkulturen damals wirkten, so fühlen sie sich heute nicht mehr an. Und enden oftmals im Mainstream. Wie bewahrt man sie davor? Ein bisschen mehr Punk würde vermutlich nicht schaden, oder? „People love a fight, don’t we all?“
Im Rahmen der Musikfilmreihe I Can See Music! im Frankfurter Kino Orfeos Erben zeigten die Kuratoren Petra Klaus (Journalistin und Kulturmanagerin) sowie Matthias Westerweller (DJ und Radiomoderator) eine Musikdokumentation über die britische Punk Band The Slits. Der Film ist 2017 in Großbritannien erschienen.
Here to Be Heard: The Story of The Slits (UK 2017)
Regie: William E. Badgley
Darsteller: Viv Albertine, Dennis Bovell, Hollie Cook, Jeni Cook, Paul Cook