The wind was stained
Orange clouds laid out for a toxic view
Of endless time, endless time
Let it wash over your body
The wind was stained
Orange clouds laid out for the last time
There would come a time, radar flashed
Indoors we go
And it said
“Do you go?”
(Deerhunter – Elements)
Deerhunter melden sich mit ihrem achten Studioalbum Why Hasn’t Everything Already Disappered? zurück. Nach der tourexklusiven Kassette Double Dream of Spring aus dem Mai 2018 veröffentlichen sie ihre erste LP seit vier Jahren und behandeln darin die großen Fragen der Gegenwart – oder vielleicht jeder Zeit? Das Thema der Zeit dient jedenfalls sowohl in den Lyrics als auch im Sound als zentrales Motiv. Auf 10 Tracks und in knapp 37 Minuten kreiert die Band einen nostalgischen Sound, der alles andere als verstaubt klingt.
Vor dem Hintergrund einer angespannten Weltpolitik, kulturellen Zwists und Informationsoverload bearbeiten die US-amerikanischen Indie-Rocker Umweltverschmutzung, Humanität, Kultur und Vergänglichkeit. Dabei ist das Album weder wütend noch depressiv, sondern unruhig, hungrig und zeitweise melancholisch. Die gemeinsame Suche nach neuen Ansätzen mit der Waliserin Cate LeBon, die das Album mitproduziert hat, führte die Band in die Vergangenheit. Entstanden ist ein nahezu bowiesquer Retro-Sound, bei dem die Gitarren zurück- und die Keyboardklänge aufgedreht wurden. Aber auch ganz neue Instrumente finden ihren Platz: Schon auf dem Opening-Track Death in Midsummer kommt beispielsweise ein Cembalo zum Einsatz – das Instrument, das auch maßgeblich am neuen Sound der Arctic Monkeys beteiligt war. Die Ballade ist außerdem die erste Singleauskopplung, das Video ist gespickt aus analogen Aufnahmen verblassender Cowboyästhetik und wieder: ein Spiel mit der Zeit.
Weniger eingänglich, aber nicht weniger eindrücklich ist der Track Détournement, bei dem eine verzerrte Stimme beinahe spirituell um die Welt führt und zu der Erkenntnis kommt, dass am Ende nicht viel übrig bleiben wird von Naturschönheiten, Kultur, Geld und Freiheit. Eine durch den Sci-Fi-Klang abstrakte, aber doch starke Sozialkritik, die das Anliegen des gesamten Albums zusammenzufassen scheint. Highlight der Platte ist jedoch ein gut 2-minütiges Instrumentalstück: Greenpoint Gothic klingt nach Synthesizer und vor allem nach Aufbruch und Unendlichkeit.
Das Album holt die Zuhörer*innen ab, füttert sie mit Fragen, nimmt sie durch den Sci-Fi-Sound mit auf Abstand zur Erde, ein Blick von oben, der sich weder räumlich noch zeitlich eindeutig zuordnen lässt. Trotz dieses bemerkenswerten spacigen Retro-Sounds bleiben Deerhunter am Indie-Boden und haben ein Album vorgelegt, das sich aus der Zeit lehnt und trotzdem hochaktuell klingt.
Deerhunter – Why Hasn’t Everything Already Disappeared?
VÖ: 18.01.2019, 4AD
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