Baby if you come too soon
I’ll choke out the breath of light
I do this because I trust you with creation
But I will abort your dedication
A serpent coils around my neck
As pisces swims up and down
Martini and misanthropy is what I live for
The only thing that keeps me from going insane
(Lost Under Heaven – Bunny’s Blues)
Dass Lost Under Heaven (oder LUH) wenig Lust auf Subtilität und schlichte Arrangements haben, haben sie schon mit ihrem 2016er Debüt Spiritual Songs for Lovers to Sing bewiesen. Und auch ihr am 18. Januar 2019 erschienenes zweites Album Love Hates What You Become ist eine emotionale Mischung aus Liebe, Verzweiflung und Lautstärke. Damit bleiben die in Manchester lebende niederländische Konzeptkünstlerin Ebony Hoorn und der britische Sänger Ellery James Roberts ihrem Stil treu.
Für das überbordende Sounddach der Platte sorgte John Congleton von The Paper Chases als Produzent. Congleton stellte die Band auch dem Swans-Schlagzeuger Thor Harris vor, der auf der Platte spielt.
Mit dem Opener Come donnert das Paar gleich elektronisch los, es geht um die Tiefgründigkeit der Liebe und der Verschmelzung zweier Menschen in einem Sturm an digitaler Percussion und elektronischem Bass. Zur Single wurde auch in Zusammenarbeit mit den bekannten Treatment Studios ein Virtual-Reality-Video veröffentlicht. Der zweite Track Bunny’s Blues ist zwar immer noch elektronisch, aber rockiger und zeigt eine der größten Änderungen zum Erstlingswerk: Auf Love Hates What you Become setzen die beiden vermehrt auf Hoorns Stimme. Diese funktioniert häufig Antithese zu Roberts‘ schroffer und fast schmerzverzerrten Vocals, die im Vergleich oft schlichtweg ein bisschen zu angestrengt klingen. Hoorn überzeugt vor allem durch eine unheilverheißende Fragilität in Black Sun Rising – dem fast schon dream-poppigen Highlight des Albums. Auch das rohe Savage Messiah beweist, dass weniger hier manchmal mehr gewesen wäre. Mit dem Song Post Millenial Tension wird es dann beim vorletzten der insgesamt zehn Tracks endgültig too much. Ein Track über jugendliche Rebellion, inklusive Streichern, Gitarren, Drums, einer sich langsam aufbauenden Klangfläche und einem sehr verärgerten Roberts, der mehr schreit als singt: We couldn’t work it out / We’d sooner live in doubt / We couldn’t work it out / It’s screaming louder than this voice can shout.
Love Hates What You Become ist ein Album, das einen Einblick in die Seele des Paares Hoorn und Roberts bietet und von einer intensiven Verbindung der beiden Künstler*innen zeugt. Mit viel Energie und auch Intellekt können die Songs antreiben und soziale Missstände aufzeigen. Dabei erinnern die Tracks dank Roberts‘ Stimme manchmal sogar an eine Gothicversion von Future Islands. Das Ganze wird dann aber schnell auf allen Ebenen zu viel: zu viel Schmerz, zu viel sozialer Kommentar, zu viel Klang auf einmal. So gerät die Platte leider bisweilen melodramatisch. Songs wie Black Sun Rising und Savage Messiah beweisen, dass die Kunst der beiden am besten über das Rohe funktioniert und machen das Album trotz allem Zuviel zu einer spannenden Platte, die an ihren guten Stellen wütende Energie und Verletzlichkeit perfekt nebeneinander stellt.
Lost Under Heaven – Love Hates What You Become
VÖ: 18.01.2019, MUTE/[PIAS]
Lost Under Heaven sind im Februar für drei Konzerte in Deutschland unterwegs:
19.02. Köln, Blue Shell
20.02. Hamburg, Hafenklang
21.02. Berlin, BiNuu