Foto-© Lisa Brammer
Everyone leaves, it’s just the truth
And if anyone tells you different they’re just fooling you
Everyone leaves, because of you
And if only you’d be different, maybe they didn’t have to
Stop making the same mistakes, or else you’ll fail
Here’s the 101 on how to disappear
(Dakota – 101)
Die niederländische Frauenband Dakota veröffentlicht ihr erstes Album Here´s The 101 On How To Dissappear – eine Anleitung zum Verschwinden. Der titelgebende Song 101 tut ein bisschen weh, wenn man sich bewusst wird, dass Lead-Sängerin und Texterin Lisa Brammer derzeit wegen mentalen Problemen in Behandlung ist. Genauer wegen einer Medikamentenvergiftung. Der Song ist introspektiv geschrieben und trifft auf einer sehr tiefen Ebene. Ein bisschen ironisch, prophezeit er doch das Beseitigen von Problemen in der Realität destruktiv gelöst durch eine Überdosis. Allerdings macht die Intimität des Songs und des hauchenden Gesangs von Lisa Brammer das Ganze so authentisch und vielsagend.
Sphärische Gitarrensounds und gehauchter Gesang erzeugen ein existenzielles und etwas kraftloses Gefühl. Während des Hörens gerät man in eine gewisse Trance und wird von der Stimmung mitgerissen.
Der zuerst reduziert instrumentalisierte Song wird gegen Ende durch ein rockiges Gitarrensolo und verzerrten Basssound emotional aufgeladen und einnehmend. Danach fühlt man sich erstmal erschöpft – passend zum Einmaleins des Verschwindens. Der Track geht direkt ins Interlude über und man platzt gefühlt in eine Jam Session. Ein leicht dissonanter Bass trifft auf mysteriöse Hintergrundsounds. Alles in allem klingt das etwas umkoordiniert aber entschleunigend. Notice klingt sehr poppig. Eine antreibende Baseline kreiert gemeinsam mit dem Beat eine rhythmische Intensität. Charakteristisch für Dreampop hört man fuzzy E-Gitarren Parts mit viel Reverb in den Vocals, die einen nebulösen Klang hervorrufen. Der schummrige Sound macht sich gut mit dem inhaltlich beschriebenen sich aus den Augen verlieren in einer Beziehung.
In eine fröhliche Fassade schmückt sich der Song Dreams. Hauchender Hintergrundgesang im Chorus und aufgeweckte E-Gitarren Leadmelodien klingen sehr nach Indie Pop und erinnern an die Band The Organ. In Window arbeitet die Gitarre mit vielen Obertönen, der Bass hingegen dröhnt richtig gut in den Tiefen. Der Song ist kontrastreich, der Gesang gewollt vage. Diese Unschärfe passt zum Gesamtklang, aber die Lyrics sind dadurch unverständlich. Der Beginn von Alike erinnert an den Sound von BOY, hier wurde mit coolen metallischen, perkussiven Sounds gewerkelt. Griffige Drums und die tragende, melodienführende Baseline, lassen einen guten Flow entstehen.
Icon handelt davon, dem Idealbild einer geliebten Person entsprechen zu wollen, aber daran zu scheitern. Denn im Endeffekt kann man nur man selbst sein und das ist auch gut so. Einzigartig sind auch die arythmischen Drums, die mit dem groovigen Bass zum Mitgehen antreiben. Poppig, harmonisch und locker. Die erste Single Four Leaf Clover kommt durch zweistimmigen Gesang im Chorus sehr cool daher. Obwohl es sich um einen vierviertel Takt handelt, klingt der Beat durch ausgefallene Fill-Ins sehr abgefahren.
Der Sound von Dakota ist diffus. Die Base- und Gitarrenlines verhalten sich teils gegeneinander-laufend und greifen dennoch ineinander. Man könnte meinen, dass sie mit dem Gesang darum konkurrieren, gehört zu werden. Aber es fällt leicht jedem einzelnen Element Aufmerksamkeit zu schenken und es präsentiert sich ein harmonisches Klangkonzept. Die Songs verkörpern eine unaufdringliche Stärke und enthalten viel Persönlichkeit.
Dakota – Here’s The 101 On How To Disappear
VÖ: 8. Februar 2019, Sinnbus
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