And we’re going over mountains
And we’re rolling on like a train
And we’re knowing that there’s a fountain
That we’ll drink from over again
And you know your eyes get me here
As do the skies in this sphere
We’re going to reach the plateau here
Everything black will appear clear
Oh, we are at home
(Jon and Roy – Home)
Sehr chillig beginnt die neue Platte Here von Jon and Roy mit dem gleichnamigen Song, der sehr indie-folkig und couragiert hervorkommt. Es geht um den Kreislauf des Lebens, ein sich zeitweise einstellendes Entfremdungsgefühl. Und auf der anderen Seite um das Verbundensein mit der Schönheit der Existenz. Der Wunsch nach einem Heimatgefühl steht dem Erfülltsein durch die Natur und des Selbst gegenüber. Dieser Kreislauf des sich Verlierens und Wiederfindens wird musikalisch durch die sich wiederholende Akkordfolge abgebildet. Die beruhigende und entspannte Stimme von Sänger und Gitarrist Ron vermittelt das Gefühl eines Urvertrauens, dass am Ende alles okay geht. Er vertritt eine anmutige Haltung, die Liebe und das Leben an sich zu wertschätzen und mit ihnen in Kontakt zu treten.
Headstrong erinnert an 50er Jahre Rock’n’Roll und an vergangene Zeiten. Man muss sich gezwungenermaßen mitbewegen und der Song macht gute Laune. Inhaltlich zeichnet sich eine Aufforderung an einen Menschen ab, der sich in etwas verrannt hat und stur nur eine Perspektive sehen kann. Es geht ums Loslassen und dem Leben wieder mit mehr Leichtigkeit zu begegnen.
Die interessant vielseitigen musikalischen Einflüsse von Ron and Joy werden auch in The Border Is There To Be Crossed deutlich. Den Rhythmus bilden Congas und Shaker, die einen afrikanischen Sound kreieren. Man hört gleichzeitig die Liebe der Band zur lateinamerikanischen Musik heraus, mehrstimmige Trompeten-Melodien und der Marching-Beat der Snare erinnern an den Karneval in Rio de Janeiro. Thematisch widmet sich der Song einem aktuellen Thema: Grenzen sind da, um überschritten zu werden – das ist ihr Zweck. Passend zu den jüngsten Ereignissen in Nordamerika und Europa erzeugt der Song einen friedvollen Vibe, der trotz seiner Fröhlichkeit zum Nachdenken anregt.
My Babys Gone erinnert vom Gitarren Strumming an George Ezra und wirkt durch den repetitiven Gesang etwas Mantra-artig. Seven Colts ist super folkig und aus der Perspektive einer Frau geschrieben, die sich endlich aus einer missbräuchlichen Beziehung befreit hat. Federleicht durch die neu gewonnene Freiheit, rennt sie wie sieben Fohlen davon. Eine schöne Metapher, die mit passenden Drums und Strumming direkt ein Bild im Kopf von wiedergefundener Selbstliebe erzeugt. Schwermütiger und bluesiger klingt dagegen That Is You: Simple Akkorde, die monoton auf und ab gespielt werden, erzeugen einen trüben Sound. Die Umsetzung des Songs macht aber total Sinn, denn es geht um Depressionen und den Umgang mit ihnen. Gegen Ende des Songs findet der Sänger einen Weg aus der inneren Leere und eine Kraftquelle: Die Liebe zu sich selbst. Bildhaft wird extrem gut beschrieben, wie sich Melancholie anfühlt.
Where Has My Love Gone ist sehr eingängig, rockig und etwas für Fans von James Blake.
Bei Damn stehen die Drums im Fokus, die mit vielen Toms- und Becken-Sounds arbeiten. Drums und Sprachgesang erinnern an Jack Johnson. Obwohl der Song total ruhig ist, wird die Wut und der Stress transportiert, der durch die in den Medien vermittelten Werte von Materialismus und Negativität erzeugt wird.
Ein super eingängiger Trompeten-Satz und charakteristische Drum-Fills runden den Reggae Track In My Arms ab, der wie eine Hymne an die Liebe klingt. Ein perfekter Song für ein Sommerfestival oder das Feiern des Lebens und des Moments.
Die sehr vielseitige Platte von Jon and Roy zeichnet landschaftliche Bilder, feiert das Leben und die Liebe mit all ihrer Schönheit und Traurigkeit. Jedes Lied wird von Sänger Jon vollkommen gelebt und vereint verschiedene Zeiten und Welten – jeweils authentisch umgesetzt und niemals aufgesetzt.
Jon and Roy – Here
VÖ: 1. März 2019, Filter Music Group
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www.jonandroy.ca