BILLIE EILISH – When We Fall Asleep, Where Do We Go?

Sie gilt jetzt schon als Pop-Sensation und das mit nur 17 Jahren – Billie Eilish aus Los Angeles wird als Stimme ihrer Generation stilisiert: Sie trägt weite Hip Hop-Klamotten, macht keinen auf sexy, singt über Angst und Suizidgedanken und schert sich nicht um die Meinung anderer Leute. Man könnte sie als eine Art Anti-Popstar beschreiben. Ihre Musik ist ebenfalls nicht typisch Pop: Elektro, Lo-Fi Folk und ein bisschen Emo mischen sich in ihren minimalistischen Sound.

“All the good girls go to hell, ’cause even God herself has enemies”, singt sie provokativ und macht direkt deutlich, dass sie keine neue Ariana Grande ist. Diese Einstellung ist auch dringend nötig in Zeiten, in denen die meisten weiblichen Sängerinnen immer noch die sexy Femme Fatale mimen müssen, um erfolgreich zu sein. Ein paar Milliarden Streams weltweit, 14 Mio. Instagram-Followers und ausverkaufte Touren beweisen es. Mit bereits 13 Jahren bekam Billie ihren Plattenvertrag, nachdem ihr erster Song Ocean Eyes die Charts stürmte. Partner in Crime war von Anfang an ihr größerer Bruder Finneas, der nun auch das Debüt When We Fall Asleep, Where Do We Go? komplett produzierte. Wie der Titel schon erahnen lässt, handeln die Songs viel von unterbewussten Ängsten, unerfüllter Liebe und Abhängigkeiten. Keine typischen Hit-Themen also.

Bury a Friend beschreibt zum Beispiel die Perspektive eines Monsters, das unter dem Bett weilt. Wer kennt sie nicht, diese Angst, wenn nachts das Licht ausging. Der düstere Unterton des Albums wird durch Billies ungewöhnlich leise Stimme nahezu perfektioniert. Kühl und etwas schaurig. Auch musikalisch ist die Platte kein glatt gebügeltes Popwerk. Schwere Beats und verzerrte Vocals geben hier die Richtung an. You Should See Me in a Crown ist so ein Exemplar. “Watch me make ’em bow, I’m gonna run this nothing town”, heißt es hier. Von Zurückhaltung keine Spur. Auch auf Bad Guy macht sie sich über arrogante Maskulinität lustig und betont, dass sie die Böse ist. “I’m that bad type make your mama sad type”, singt sie ungeniert. Billie bringt eine gewisse Lässigkeit in die Popwelt, die zwar sicherlich auch Marketing-Kalkül ist, aber insgesamt authentisch bleibt. Ihr erstes Album erfüllt nicht die Anforderungen, die sonst immer das Erfolgsrezept für eine steile Karriere waren. Eilish bricht mit Konventionen und singt gerade nicht über Heile Welt-Themen. Das macht sie so nahbar, was ihre jungen Fans lieben. Sie ist quasi die Anti-Taylor Swift. Doch auch Erwachsene sollten sich diese Künstlerin merken, denn man wird noch viel von ihr hören.

Billie Eilish – When We Fall Asleep, Where Do We Go?
VÖ: 29. März 2019, Darkroom
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