Jetzt stauben alle Mal ihren Cowboyhut ab – die Newcomer aus Amerika machen Country-Rock und sind gekommen um den Saloon abzureißen. Gut, dass das trotzdem immer noch recht cool zugeht.
Das mit dem Americana-Revival ist ja eigentlich längst vorbei. Ganze zehn Jahre ist es her, dass Marcus Mumford und seine Mannen sich in Vintage-Westen schmissen und das Banjo ergriffen um aus England heraus mit ihrem Debüt Sigh No More die Renaissance-Welle des Folk und Bluegrass endgültig zu manifestieren. Seither ist das passiert, was mit schwellenden Wellen immer passiert: Sie brechen. Klar, die ganzen Gitarrenjungs und -mädchen, die sich durch diese Szene in den Fokus der Öffentlichkeit schoben, gibt es immer noch. Aber meistens machen diese nicht mehr wirklich Folk – sondern, wie etwa Laura Marlings, feministischen Luxus-Pop. Im Falle Mumford & Sons änderte man die Garderobe, versuchte es mit groß angelegtem Stadion-Rock, war seither eher medium-erfolgreich und macht nun einfach wieder dasselbe wie am Anfang nur in schlechter, mit bissle Elektronik und in anderen Klamotten.
Aber gut, geht ja hier nicht um die jüngste Geschichte der britischen Musikszene. Es geht um Caamp. Und die kommen nicht aus London, sondern aus Ohio. Die Musik, die sie machen klingt allerdings ziemlich straight genauso, als hätten sie vor, erneut eine Art Revival zu feiern. Unbeirrt machen die Jungs countrieskes Americana-Gestampfe, als hätte es jegliche neuesten Entwicklungen im Radio nie gegeben. Das Besondere: Antiquiert klingen sie dabei nicht. “Wir haben in der Highschool schon zusammen Musik gemacht und das ist halt das, was dabei rauskam!” erklärt Drummer Evan Westfall. Er zuckt mit den Achseln. Eine Geste, die Caamps Einstellung zu ziemlich vielem ganz gut zusammenfasst. Nicht, dass den Musikern alles egal ist – es ist vielmehr so, dass sie mit den meisten Dingen recht entspannt umgehen. Der ursprüngliche Bandname etwa war noch Camp – “Weil das ja irgendwie auch was mit Lagerfeuer zu tun hat. Wir dachten das passt zu uns,” erklärt Westfall. Dann habe man aber bemerkt, dass man mit diesem beliebigen Begriff in den Weiten der Spotifys, Facebooks und Instagrams schnell untergehe. Also wurde kurzum ein weiteres “A” hinzugefügt und das Problem war erledigt.
Die Jungs sind erst seit wenigen Jahren am Start. Der Weg von reinen Youtube-Aufnahmen bei Auftritten in der Heimatstadt führte allerdings in nur drei Jahren zum selbstbetitelten Debüt-Album (2016), unzähligen Touren und nun eben auch einzelnen Auftritten in Europa. Die Resonanz hierzulande ist durchweg positiv: Caamp, mittlerweile vom Duo zum Trio gewachsen, treten im sofort und komplett ausverkauften Auster Club auf und nehmen den Laden auseinander. Das Publikum kann die Songs auswendig und lässt keine Gelegenheit aus, zu dem unprätentiösen Americana-Folkrock abzugehen. Und Caamp liefern: Es ist laut, schwitzig und der Rhythmus treibt. Ein bisschen erstaunlich, wie gut Caamp hier ankommen – vor allem wenn man bedenkt, dass die Ära der Cowboy-Jungs doch eigentlich längst als vorbei galt und wir uns im unterkühlten, wahnsinnig elektronischen Berghain-Berlin befinden. Aber vielleicht braucht es gerade hier ein paar ehrliche Töne. Hausgemachte Musik mit Banjo, Gitarre und vor allem der grummelig-rauen Stimme von Leadsänger Taylor Meier strahlt die wärmende Sonne Ohios in unsere obercoolen Hipsterherzen, oder so.
Jedenfalls läuft es bei den drei Jungs von Caamp ganz gut derzeit: Das neue Album ist bereits im Kasten und wurde neben den vielen Auftritten geschrieben und aufgenommen. Es wird weitere Auftritte in Europa geben (siehe unten). Wir können unsere Cowboy-Schuhe also schon mal polieren. Caamp kommen angeritten.
Caamp Tour:
10.05. Artheater, Köln
11.05. Turmzimmer, Hamburg
16.05. Lido, Berlin