NIEMANDSLAND – THE AFTERMATH – Filmkritik

Dann geh! Geh und rette Deutschland!

(Rachel Morgan – Niemandsland – The Aftermath)

1946 ist der Krieg vorbei, Deutschland liegt am Boden und in Trümmern, während die Alliierten in ihren Bereichen unter Aufsicht die Städte wieder aufbauen lässt. Für alle Deutschen eine schwierige Situation und ein politisches Pulverfass – aber auch für die Befehlshaber der Alliierten vor Ort eine Ausnahmesituation. Niemandsland – The Aftermath von Regisseur James Kent versucht eine Geschichte aus dieser Zeit nachzuzeichnen, die sowohl die zeitgeschichtlichen, wie die persönlichen Probleme der Menschen in den Mittelpunkt der Handlung setzt.

Inmitten des kalten Winters 1946 kommt Rachel Morgen (Keira Knightley) im zerbombten Hamburg an. Sie ist die Frau des britischen Oberstleutnants Lewis Morgan (Jason Clarke), der damit beauftragt ist, die zerstörte Stadt wieder aufzubauen. Im Gegensatz zu vielen anderen Briten fühlt er mit den Deutschen, die zwischen Trümmern leben und mit ihrer Niederlage und der neuen Situation im Land zurecht kommen müssen. Deshalb lässt er auch die bisherigen Bewohner (Alexander Skarsgård & Flora Thiemann) des Hauses, das für ihn und seine Frau enteignet wurde, weiterhin im Haus wohnen. Zur Verwunderung von Rachel, die mit dieser Situation nur schwer zurecht kommt. In dieser aufgeladenen Atmosphäre verwandeln sich Feindschaft und Trauer in Leidenschaft und Betrug.

Wie auch bei seinem letzten Filmprojekt Testament of Youth (2014), setzt Regisseur James Kent bei seinem neuen Kinofilm Niemandsland – The Aftermath eine persönliche Geschichte vor der Kulisse des Krieges (wenn hier auch der Nachkriegszeit) in den Mittelpunkt. Getragen vom Charakter von Keira Knightley wird hier schnell klar, dass die Trauer, die zwischen den beiden Eheleuten herrscht die beiden in ihrer Beziehung lähmet und sich Rachel weder verstanden fühlt, noch mit ihrer neuen Umgebung zurecht kommt. Umso mehr als sich ihr Mann, mehr für die Deutschen, die sie selbst als Feinde sehen, einsetzt und mehr Zeit mit seinem Job verbringt als mit ihr und ihren Problemen. Doch statt sich auf diese offenliegenden Konflikte zu konzentrieren, präsentiert der Film auch noch allerlei andere Handlungsstränge und verzettelt sich in wirren Wendungen, die in einem noch wirreren Finale gipfeln. Somit ein schön gefilmter und hochwertig besetzter Film, der irgendwie zwischen den Stühlen sitzt und nicht weiß, was er sein will und umso mehr, wen er ansprechen soll.

The Aftermath (USA, UK 2019)
Regie: James Kent
Darsteller: Keira Knightley, Alexander Skarsgård, Jason Clarke, Flora Thiemann, Tom Bell, Jannik Schümann
Kinostart: 11. April 2019, Twentieth Century Fox


Dominik

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