I’m just trying to see a little light ahead
I can’t feel this
All the little things you said
You tried to make me fear it
You won’t raise the dead
All my brightest failures
Keep shining out the wins
Make the final fire
(Strand of Oaks – Final Fire)
„I don’t feel it anymore“ – ein prägnanter Satz, der das neue Strand of Oaks Album Eraserland thematisch einleitet. Dabei ist der Gesang so emotional geladen, dass es schmerzt zuzuhören. Weird Ways deutet auf eine persönliche Krise hin, die durchlebt werden musste, um die verloren gegangenen Einzelteile des Selbst wieder zusammenzufügen. Während eine Steel Gitarre sphärische Sounds erzeugt, offenbart der Songwriter Timothy Showalter, sich ausgebrannt zu fühlen, weil man zu intensiv gelebt hat. Wenn die Drums einsetzen, verliert der Song etwas an Pathos und gewinnt an Lebendigkeit. Ein bisschen als sei man in Schwung gekommen und hätte einen Funken Hoffnung entfacht. Klanglich erinnert das Ganze ein bisschen an U2 nur mit stärkeren Country Vibes. Ein mit Oldschool Orgel untermaltes Gitarrensolo klingt nach Nirvana und die inbrünstige gesungene Zeile „There are colors in the places you can’t find“, erzeugt das Bild einer grölenden Menschenmenge, die in den Gesangspart mit einstimmt.
Hyperspace Blues präsentiert eine komplett andere Klangfarbe: Mit Synthies, ordentlich Delay auf den Vocals und einem Drumcomputer-Sound fühlt man sich in die 80er zurückversetzt. Auf emotionaler Ebene schlittert man von neu gefundener Hoffnung direkt in eine Euphorie hinein – auf die Gefahr hin, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Bluesiger und langsamer beendet Keys die Manie schlagartig. Ein etwas aufheulender Gesang mündet in einer schwermütigen Rock Ballade, die darüber sinniert, wie das Leben anders verlaufen könnte, wenn man die Kraft hätte, bestimmte Umstände anzugehen.
Düstere Hintergrundsounds begleiten den Track Visions und hier wird endgültig deutlich, dass der Songwriter keine Angst hat, seine Seelenpein transparent zu machen und sich mit allen Facetten der eigenen Psyche zu präsentieren. Die Vocals klingen schon besorgniserregend verzweifelt und bekräftigen den besungenen Zustand des sich nicht mehr selbst Ertragen Könnens. Der hellste Song des Albums Final Fires klingt nach Surf Rock und der Toughness, sich nicht einschüchtern zu lassen. Ruby versprüht einen UK Rock Sound und handelt von der universellen Trauer über die Vergänglichkeit der Zeit und des Augenblicks. Die von Geigen umrandete Gesangslinie „Ruby won`t you slow it down it’s happening so fast“, trifft einen Nerv und ist auf gleiche Weise schmerzlich schön. Das finale akustische Outro erzeugt einen absolut nostalgischen Zustand von Wehmut.
Eine schöne Abwechslung zu den teilweise gewaltigen Songs von Strand of Oaks, die einen emotional wegfegen und auch etwas erschöpfen, bietet der Song Wild and Willing mit Folk-Liedcharakter. Eraserland erinnert mit seinem durchgängig zweistimmigen Gesang, Retro Synthie Sound und Tom-lastigen Trommeleinlagen an den Sound von Alphaville und der Pet Shop Boys. Der Songtitel dient als Metapher für die Sehnsucht, Geschehnisse auslöschen zu können. Eine neue Facette zeigt sich auch in Forever Chords. Ein Jazziges Piano zieht sich durch den ganzen Song und wird durch harmonisch sehr interessante Baselines extrem gut ergänzt. Sanfte Vocals bedauern den Zustand, dass alle anderen sich schon gefunden haben und man selbst immer noch auf der Suche ist. Ein bisschen weinerlich, gleichzeitig schön melancholisch und zum Wegdriften.
Die Songs auf der neuen Strand of Oaks Platte sind so vielschichtig, dass man sie immer wieder hören kann. Das Album fordert eine gewisse Konzentration und lässt sich nicht unbedingt nach einem anstrengenden Tag locker auf der Couch konsumieren. Manche Titel hätten etwas kompakter gestaltet werden können sowie in der Länge gekürzt. Auf der anderen Seite traut sich Timothy Showalter mit Normen zu brechen und die Dinge so zu präsentieren, wie er sie wahrnimmt und für richtig hält. Das führt zu einem stilistisch und thematisch sehr abwechslungsreichen Longplayer.
Strand of Oaks – Eraserland
VÖ: 22. März 2019, Dead Oceans
www.strandofoaks.net
www.facebook.com/strandofoaks
Strand of Oaks Tour:
24.05. Privatclub, Berlin