Foto-© Graham MacIndoe
Der Wonnemonat Mai beschert uns eine ganze Latte großartiger neuer Platten – ergo dieser Tage: Das Wetter wird besser, die Musik auch! Während wir zuletzt eher händeringend nach Top-Alben suchen mussten, können wir euch heute gar nicht alle hörenswerte Neuveröffentlichungen vorstellen – wir raten daher aber trotzdem immer einen genauen Blick auf unsere Review-Sparte in den nächsten Wochen zu haben, denn ein Highlight jagt dieser Tage das nächste! Doch eins nach dem anderen. Hier sind unsere Topalben im Mai:
1. The National – I Am Easy To Find (VÖ: 17.05.2019)
Eigentlich hatten sich unsere Lieblingsmelancholiker nach dem letzten Album eine längere Pause vorgenommen – es sollte anders kommen! Nachdem der US-Filmregisseur Mike Mills (Jahrundertfrauen, Beginners) Frontmann Matt Berninger per Mail mitteilte, dass er gerne mit ihnen zusammenarbeiten würde, entstanden für sich alleinstehend, aber doch mit der selben DNA ein Album von The National und ein Film von Mike Mills – beide mit dem Namen I Am Easy To Find. Gleichzeitig verschob sich durch den Film und die Beteiligung von Mills der Fokus der Band weg von Berninger als alleinige Stimme und das Album beinhaltet unzählige Gast-Vocalistinnen. Musikalisch dieses mal wieder etwas weg von dem sehr hektischen musikalischen Overload der Dessner-Brüder bei Sleep Well Beast, reicht sich I Am Easy To Find nahtlos ein zwischen unsere Lieblings-The National-Alben High Violet und Trouble Will Find Me. Will meinen: Diese Band kann einfach keine schlechte Alben machen!
2. Vampire Weekend – Father of the Bride (VÖ: 03.05.2019)
Und mit Vampire Weekend legt auch eine weitere der letzten großen Kritiker-Lieblingsbands ein neues Album nach. Die Vorzeige-Musiker-Nerds legen damit das erste Album nach dem Ausstieg von Multiinstrumentalist Rostam Batmanglij vor und zeigen sich dabei weiterhin ähnlich rhythmisch, wenn auch insgesamt etwas erwachsener und weniger zappelig und nervös. Ein bisschen befremdlich muten dagegen die offensive Label-Logo Platzierung auf allen Visuals zum Album an – aber allein die wundervolle Single Harmony Hall macht deutlich: es ist schön, dass Vampire Weekend wieder zurück sind!
3. Mac DeMarco – Here Comes The Cowboy (VÖ: 10.05.2019)
Der Ruhm von Mac DeMarco ist schwer zu fassen, wirkt der US-amerikanische Songwriter doch irgendwie in allem, was er tut so entspannt und unbedingt unbemüht, dass man es irgendwie gar nicht glauben kann, welcher Hype um alles, was er anfasst, entsteht. Für sein neues Album, das er selbst als sein Cowboy-Album bezeichnet, hat er sich dann auch einfach mal in den ersten beiden Januar Wochen in seine Garage eingeschlossen und kurzerhand alle Instrumente (bis auf ein paar Keyboard-Parts) selbst eingespielt – fertig ist der Lack! Dabei ist DeMarco gewohnt laid-back, charismatisch und lädt mit offenen Armen und breitem Grinsen für einen kurzen Abstecher in seine (Gefühls-)Welt ein. Entspannter wird es halt im Mai nicht mehr! Thanks, Cowboy!
4. Big Thief – U.F.O.F. (VÖ: 03.05.2019)
Heimlich, still und leise haben sich auch Big Thief mit ihren beiden bisherigen Alben Masterpiece (2016) und Capacity (2017) in unsere Herzen geschlichen. Für ihr neues Album U.F.O.F. sind sie dabei auch als Band näher zusammengewachsen, haben erstmal zusammen an den Songs gearbeitet und sind nun durch einen noch dickeren Freundschaftsbund verbunden. Am lo-figen Folk-Sound mit Vorliebe für den ein oder anderen schiefen und gerade deshalb so perfekten Ton hat sich dabei genauso wenig verändert, wie am melancholischen Gesang von Frontfrau Adrianne Lenker, die sich textlich dieses Mal mysteriös oder gar esoterisch gibt. “Making friends with the unknown… All my songs are about this, if the nature of life is change and impermanence, I’d rather be uncomfortably awake in that truth than lost in denial”, sagt sie darüber. Viele Songs handeln von düsteren Schatten oder der Dunkelheit. Einer Dunkelheit, die man mit diesen Songs auf den Ohren leicht in Kauf nimmt.
5. Matthew And The Atlas – Morning Dancer (VÖ: 10.05.2019)
Der britische Songwriter und Multiinstrumentalist Matthew Hegarty war schon zur Veröffentlichung seines letzten Albums hier und dort zum britischen Bon Iver hochstilisiert worden. So einnehmend sind seine Songs, so ehrlich seine Lyrics, so außergewöhnlich der Klang seiner Stimme, so schön die Instrumentierung. Nichts geringeres erwarten wir auch von dem neuen Album Morning Dancer – die ersten Singles enttäuschen zumindest schon mal nicht!
Newcomer:
1. Lewis Capaldi – Divinely Uninspired To A Hellish Extent (VÖ: 17.05.2019)
Die Karriere des gerade mal Anfang 20-jährigen Schottens Lewis Capaldi ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Internet-Hypes. Mit seiner in Eigenregie veröffentlichten Debüt-Single Bruises wird Capaldi über Nacht berühmt, spielt schon mit einer Handvoll Songs große ausverkaufte Konzerthallen, die Streams auf YouTube, Spotify & Co zählen ins unermessliche und gefühlt ist der in den sozialen Medien äußerst humorige Newcomer jetzt schon ein Superstar. Sicherlich – die Supports für Sam Smith, Rag’n Bone Man und One Directions Niall Horan, ein Platten-Vertrag bei Universal und Nominierung für die BBC Sound Of 2018 Longlist haben sicher auch geholfen. Doch nun geht’s ans Eingemachte, nämlich das Debüt. Wir erwarten nichts weiter als große Gefühle, große Geste und ordentlich Herzschmerz – also das ganz große Pop-Tennis: Spiel, Satz und Sieg – Ohrwurm um Ohrwurm, Hit um Hit.
2. Barrie – Happy To Be Here (VÖ: 03.05.2019)
Diese Band um Frontfrau und Namensgeberin Barrie Lindsey hat es uns diesen Monat mit ihrem Debütalbum Happy To Be Here besonders angetan. Wundervoll luftige Chillwave Pop Melodien, umweht von einem ordentlichen 80iger-Vibe, bei inhaltlichen großen bis kleinen Großstadt-Coming-of-Age-Geschichten. Das klingt so frisch, wie eingängig und bleibt einfach im Kopf kleben – geradezu süchtig betätigten wir immer und immer wieder den Repeat-Knopf. Daher: Lieblingsband-Alarm (man denke sich an dieser Stelle die Sirenen-Imitation von Lily von How I Met Your Mother)!
3. Amyl & the Sniffers – Amyl & the Sniffers (VÖ: 24.05.2019)
Der ganze Wahnsinn der australischen Weite, überspitzte Punk-Klischees, ein wildgewordenes Energiebündel als Frontfrau, Dosenbier-Romantik und ordentlich Vokuhila-Alarm – all das ist irgendwie Amyl & the Sniffers, die demnächst ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichen und all das ist irgendwie so verdammt geil, energisch und ohne Umwege mitten in your Face, dass wir nicht anders können, als das zu feiern. Wird sicher nicht jedermanns Sache sein, aber hey – wer sich bei bei den bisher genannten Acts und Alben fühlt als müsse er in lauwarmen Wasser baden: Hier ist deine kalte Dusche!
Wiederkehrer: Priests – The Seduction Of Kansas (VÖ: 05.04.2019)
Und wo wir gerade einen Abstecher in rockigere Gefilde wagen, wollen wir euch gleich auch noch ein weiteres Album ans Herz legen, das euch unter Umständen seit der Veröffentlichung Anfang April untergegangen sein könnte. Es geht um das neue Album des Washingtoner DIY-Trio Priests, das sich trotz Punk-Wurzeln und einem Post-Punk-Sound auf dem 2017-Debüt noch etwas weiter in den melodiösen Rock-Bereich groovt. Getragen von der einnehmenden Stimme von Frontfrau Katie Alice Greer, den hymnischen Gitarren von G.L. Jaguar und den krachigen Drums von Daniele Daniele. We like very much! Wer hier noch kein Ohr riskiert hat, sollte das dringlichst nachholen, bevor die Band Ende Mai auf Tour nach Deutschland kommt – nicht, dass euch auch das noch durch die Lappen geht!