Gerade findet auf dem Vorplatz des Staatstheaters in Darmstadt das BAUWHAT? Festival statt – eine wunderbar brückenschlagende und zeitgeistige Auseinandersetzung mit der Aktualität der avantgardistischen Kunstschule. 12 Tage lang wird im Rahmen des Festivals entworfen, gespielt, reflektiert, getanzt, neu gedacht, gebaut und gefeiert, neben dem Festival auch im Rahmen einer Summer School. Auch am Staatlichen Bauhaus in Weimar gab es unterschiedlichste experimentelle Ansätze in musikalischer Form, woran sich unsere Kollegen von Animalistics orientieren und am kommenden Samstag drei unterschiedliche Bands der zeitgenössischen Poplandschaft präsentieren:
Haller (Berlin) küsst mit Pop-Gesten den Minimalismus. Seine Beats sind eingängig kantig, die Texte ergreifend persönlich und zerbrechlich. Für sein kommendes Debüt-Album zog sich HALLER zurück in ein Bauernhaus im Niemandsland. Fernab der Metropolen spielt er Rhythm and Blues Drums, Funk-Bässe und minimalistische Gitarren, Track für Track, alles selbst aufs Band. Dazu singt er so geschmeidig auf den Punkt, am ehesten noch wie Frank Ocean trägt er die Kopflage bis runter zum Bass und den Text direkt in Ihr Ohr.
Kürzlich von Deutschland nach Montreal ausgewandert, veröffentlichten Sea Moya im Oktober 2018 ihr Debüt-Album. Nach den “Baltic States”, ihrer EP von 2016, ging es zum Songwriting und Recording in die italienischen Alpen, genauer in ein kleines Bergdorf namens Falmenta. Dort schmissen sie mit Elementen aus Funk, Afrobeat, Krautrock und elektronischer Musik um sich. Dem farbenfrohen, spannenden Trip folgte die fixe Idee, sich weiter ins Unvorhersehbare zu begeben. Nun in Montreal (CA) angesiedelt und nach diversen Nordamerikatourneen inklusive Konzerten beim SXSW in Austin und der Canadian Music Week in Toronto, führt sie der Sommer wieder nach Darmstadt. Sea Moya vermischen Krautrock mit afrikanischen Einflüssen und spacigen Synthy-Sounds auf einem Groove Fundament: Fertig ist eine Psychedelic Kraut Beat Combo vom Feinsten.
Klaus Johann Grobe (Basel), die mit einer Farbenlehre aus Funk, Indie-Disco, Pop und Kraut meisterlich den Abend begehen. Auf ihrem dritten Album “Du bist so symmetrisch” tauschen sie die liebgewonnene Hammond-Orgel gegen Synthies. Die Band meint, sie findet es gelungen. Man habe sich eher dem Jetzt gewidmet und dies ein Stück weit zurück transportiert anstatt wie sonst, das Damals ins heute geholt. Es ist simpel. Dabei sind ihre freigeistigen Songs treibend und tanzbar und geben dem Kunstfestival BAUWHAT? den krönenden Abschluss.
Anschliessend findet noch eine Aftershowparty mit Elias Agogo von Sea Moya im Foyer der Kammerspiele statt. Bei schlechtem Wetter findet die gesamte Veranstaltung im Foyer der Kammerspiele statt – aber hieran ist ja gerade eigentlich nicht zu denken. Um 17:Uhr geht es mit Haller los.
Ilgen-Nur musste auf Grund von einer Erkrankung das Konzert absagen.
Weitere Informationen zum Festival und zum Programm findet Ihr unter:
http://www.bauwhat.de