„Ich erfand Geschichten, Legenden. Denn wozu dient Sprache? Doch nicht nur zum Benennen von Dingen. Sie ist das Lebensblut einer Kultur, eines Volkes!“
(John Ronald Reuel Tolkien – Tolkien)
Nach zahlreichen Blockbustern, die die fiktive Welt aus Tolkiens Geschichten abbildeten, widmet sich das Biopic Tolkien nun der tatsächlichen Welt und Geschichte des Autors. Es zeigt, dass John Ronald Reuel Tolkien (1892–1973) mehr ist als der Herr der Ringe: Er ist der Herr der Sprache. Der Herr der (Zeit-)Geschichte. Und der Herr der Geschichten. Regisseur Dome Karukoskis erschafft in knapp zwei Stunden eine Welt, die auf den ersten Blick fast nichts mit der fantastischen und sagenumwobenen tolkienschen Welt, wie wir sie kennen, zu tun hat. Stattdessen sehen wir Etappen aus Tolkiens Leben – vom Ende seiner Kindheit über die Schlacht an der Somme bis zum Titel des Hobbit, zwischen denen Karukoskis immer wieder hin und her springt – so als wolle er allen Geschehnissen im Leben Tolkiens den gleichen Raum und die gleiche Chance geben, in dessen späteren Werk aufzutauchen. Und sie werden es.
Ein Tolkiener Held
Der Film beginnt im Schützengraben. Tolkien (Nicholas Hoult) dient als Fernmeldeoffizier in der Schlacht an der Somme, wo er im Fieber in den Rauch- und Gasschwaden über dem Schlachtfeld feuerspeiende Drachen und Kreaturen imaginiert. Der Film erzählt vom Verlust des Vaters und davon, dass er sein altes Zuhause nicht nur in sein Herz einschließt – sondern auch in seinem späteren Werk. Er erzählt von Mythen und Sagen, die seine Mutter ihm und seinem Bruder allabendlich vorliest, während Tolkien sie in einem Spiel von Licht und Schatten zum Leben erweckt. Er zeigt den frühen Tod der Mutter und die Obhut bei einer gütigen Dame, wo Tolkien das – elbenhafte – Waisenmädchen und seine zukünftige Frau Edith Bratt (Lily Collins) kennenlernt – die er nicht zuletzt mit der Magie seiner Sprache und Geschichten verzaubert. Er begleitet ihn ans College, wo er sich mit drei Mitschülern zu einem Geheimbund verbrüdert (TCBS = Tea Club Barrovian Society), der mit der Macht der Kunst die Welt verändern will.
Tolkiens Liebe zur Sprache zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden, und nimmt unter anderem in seiner Fabel-Sprache sprichwörtlich Gestalt an. Der Film erzählt von Tolkiens Zeit an der Uni, von seinem Rauswurf und der Wiederaufnahme durch ein Stipendium der Sprachen. Und nicht zuletzt erzählt er von Tolkiens Liebe und Beziehung zu Edith, die kein strenger Pastor – ja nicht einmal der Erste Weltkrieg – abschwächen konnte. In ihren vier Kindern findet Tolkien sein erstes Publikum für seine fabelhafte Geschichten. Bis er irgendwann als Professor zur Feder greift und mit dem Schreiben am Hobbit beginnt. Der Rest ist (Kino-)Geschichte.
Manch einem Hardcore Herr der Ringe- oder Hobbit-Fan mögen die Anspielungen an seine späteren Erfolge vielleicht zu leise sein, zu bequem über dem grausamen Schlachtfeld. Manchen wird der Hollywood-Filter, der über die Liebe zwischen Edith und Tolkien gelegt wurde, zu kitschig erscheinen. Aber alles in allem erzählt der Film von dem, was Tolkien nicht nur selbst erfuhr, sondern auch glaubte und erzählte: Vom Guten und vom Bösen auf der Welt. Und nicht zuletzt von der Macht der Sprache und der Geschichten. Die nicht nur selbst ein Überleben in dunklen Zeiten möglich machen. Sondern – wie man an Tolkiens Werk und nun auch am cineastischen Interesse an seinem Leben sieht – auch ihre Autoren überleben, um weiter erzählt zu werden. Der Film macht in jedem Fall Lust, den Hobbit oder Herr der Ringe noch mal zu schauen. Nicht unbedingt, um auf Krampf Parallelen zu suchen. Sondern einfach aufgrund des Zaubers einer fantastischen Geschichte.
Tolkien (USA 2019)
Regie: Dome Karukoskis
Darsteller: Nicholas Hoult, Lily Collins, Colm Meaney, Derek Jacobi, Anthony Boyle, Patrick Gibson, Tom Glynn-Carney
Kinostart: 20. Juni 2019, Twentieth Century Fox
In Kooperation mit Twentieth Century Fox verlosen wir zum morgigen Kinostart von Tolkien zwei Fanpakete mit jeweils zwei Kino-Freikarten zum Film und einem Download-Code des Soundtracks zum Film! Ihr wollt gewinnen? Dann schickt uns bis 26. Juni eine Mail mit dem Betreff “Tolkien” und eurer Adresse an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr bald schon Post von uns in eurem Briefkasten!