“Getting an irezumi is to dirty your body, the body that your parents gave you. But doing it as a yakuza is to say that you will never return to a normal life.”
Während sich asiatische und insbesondere auch japanische Tattoomotive im Ausland ungebrochener Beliebtheit erfreuen, gelten sie innerhalb Nippons immer noch als eindeutiges Zugehörigkeitsmerkmal zu Japans größter krimineller Organisation, der Yakuza. Ein Erkennungszeichen, dass so tief im allgemeinen Bewusstsein verankert ist, dass sogar Westlern mit Tattoos das Baden in öffentlichen Bädern meistens untersagt wird. In seinem Bildband Yakuza Tattoo beschäftigt sich der gelernte skandinavische Religionshistoriker Andreas Johansson mit eben diesen Themen und führt die noble Kunst des Tätowierens, die furchteinflößende und gleichsam faszinierende Welt des organisierten Verbrechens, sowie japanische Kultur im Allgemeinen zusammen.
In dem broschierten Band im Din A5 Format zeigt Johansson eindrucksvolle Fotografien und beschreibt verschiedene klassische Tattoomotive, sowie seine eigene Erfahrung mit der Yakuza. Denn unter dem Einfluss von Absinth lernte er nach einem langen Gespräch mit einem Barkeeper in Yokohama Ken-San kennen – ein Mitglied der Gruppierung Masuda-Gumi und sein Eintritt in die Welt der Yakuza. Die ersten Kapitel behandeln zunächst seine Zusammenkünfte mit verschiedenen Mitgliedern, beleuchten die Dynamik der Organisation und ihre Auffassung von Ehre und Zugehörigkeit. Die nächsten Passagen erzählen von einzelnen Tattoo-Motiven, deren Bedeutung, Mythologie und Verankerung in der japanischen Kultur. Der letzte Teil widmet sich dem strengen Familiengedanken, den sich eigentlich alle Organisationen dieser Art teilen.
Leider hinterlässt das Buch einen schalen Nachgeschmack: Tattoo- und Fotoliebhaber hätten sich wahrscheinlich ein größeres Format gewünscht, das übrigens das Hardcover bietet, um die Werke in voller Größe begutachten zu können. Die Begegnungen und Erfahrungen mit Ken-San und der Masuda-Gumi gefallen, können aber Japan- oder Yakuza-Interessierten nur wenig Neues bieten. Am Ende spielt hier sogar die Angst vor den Auswirkungen bei negativer Berichterstattung, sowie die Sprachbarriere ein nicht unerhebliche Rolle. Und so bleibt Yakuza Tattoo ein unterhaltsamer Einstieg in die Welt der Tattoos, Yakuza und japanischer Kultur, dem es am Ende ein wenig an Tiefgang fehlt.
Yakuza Tattoo
VÖ: 2019, Dokument Press
Broschiert, 112 Seiten, 12,90 €
ISBN-13: 978-9188369215