Can I see heaven’s light
With a magic spell and candlelight?
I need someone to tell me yes
I believe in things we cannot see
The world’s hanging over me
The glow keeps me company
(Florist – M)
Auf dem dritten Album des Folk-Projekts Florist ist Emily Sprague allein. Dabei startete die Band, als die FreundInnen Emily Sprague, Rick Spataro und Jonnie Baker 2013 in Upstate, NY versuchten, ihre Beziehungen zueinander durch seltsame Klänge auf Synthesizern und Gitarren auszudrücken. Als Sprague nach New York City zog, kam Felix Walworth als Schlagzeuger dazu. Nach einem schweren Fahrradunfall im Februar 2014 begannen die Aufnahmen zum Debütalbum The Birds Outside Sang. Sprague konnte nur mit einer Hand Keyboard spielen und schrieb die erste Hälfte der Platte in der Isolation des Krankenbetts. Die zweite Hälfte wurde dann von der gesamten Band live aufgenommen – als eine Art Zurückbesinnung auf die gemeinsame Freundschaft. Und nun, zum dritten Album Emily Alone, war sie wieder da, die Isolation. Emily Alone ist die Nachfolgeplatte von Florists 2017er LP If Blue Could Be Happiness. In diesem Jahr zog Sprague nach Los Angeles, während ihre Bandkollegen in New York blieben. Sie schrieb und nahm Emily Alone in ihrem kalifornischen Haus gegen Ende 2018 auf. Nach einer Trennung sollte Spragues Umzug nach Kalifornien ein Neuanfang sein. Stattdessen verfiel sie in eine Depression. Der Ausweg? Die kreative Rückbesinnung auf sich selbst. In ihrem reduzierten Album beweist Emily Spragues erneut ihre Qualitäten als Songwriterin und gibt auf poetische Weise Einblick in ihre komplexe Gefühlswelt.
Wie diese abgeschiedene Selbstreflexion aussieht, wird gleich auf dem Opening Track As Alone deutlich. Wie ins Selbstgespräch vertieft, wiederholt sie neben der Gitarrenbegleitung immer wieder: „Emily, just know that you’re not as alone as you feel in the dark“. Und so singt Sprague zu sich selbst und gleichzeitig für viele. Die leisen Arrangements der Songs aus Gitarre, Synthesizer oder Klavier und Umgebungsgeräuschen unterwerfen sich ganz ihrer Stimme, die zart, aber doch bestimmt klingt. Als Sinnbild des Albums steht die dritte Single Celebration, wie Sprague selbst auf Instagram schreibt. Sie steht für das Album, weil es ein Liebeslied an die Dunkelheit und das friedliche Ende aller Dinge ist: „it’s a song in three movements: reality, fantasy, memory. […] this is a song to be read like a book of poems, to sit with and to let it find you however you need to be found.” Der Track beginnt mit einem gesprochenen Gedicht, untermalt von Akustikgitarre, zurückhaltenden Synthesizern und Naturgeräuschen. In den Lyrics geht es um eine Beerdigung und eine Geburt zur gleichen Zeit. Das ist nicht neu, aber durch ihre eindringliche Art gelingt es Sprague, auf eine Gedankenreise mitzunehmen und sich gerade aufgrund der reduzierten Lautstärke und Geschwindigkeit abzuheben, sich und der Musik Raum zu geben. In Shadow Bloom, einem der besten Songs des Albums, sinniert Sprague über die altbekannte Frage, wie sie ihre letzten Tage verbringen würde, wenn sie wüsste, wann genau es zu Ende geht. In ihrer Vorstellung legt sie sich hin, macht Tee und isst eine Mandarine. Weil das Leben nicht anhält und doch irgendwann aufhört. Ein weiteres Highlight der Platte ist das musikalisch vollere Time Is A Dark Feeling mit der bezeichnenden Zeile: „Silence never did it for me“
Wie der Name schon sagt, ist Emily Alone ein Soloalbum. Emily Sprague beschäftigt sich darauf mit Verlust, der Wertschätzung des Gegenwärtigen und dem Frieden in der Einsamkeit. Fast ein bisschen voyeuristisch fühlt es sich an, diese Reise zu begleiten. Die Songs brauchen Zeit und Raum, um mitgedacht zu werden, sie holen nicht ab, sondern verlangen Aufmerksamkeit. Doch diese wird belohnt! Sprague brilliert vor allem durch die poetischen Geschichten, die sie erzählt, vor minimaler, aber doch wirkungsvoller Klangkulisse. Indie-Folk in Bestform.
Florist – Emily Alone
VÖ: 26. Juli 2019, Double Double Whammy
www.florist.life
www.facebook.com/floristband