Das Other Voices Festival, das letzte Woche in Berlin stattfand, war restlos ausverkauft, was man schon an der langen Schlange bemerkte, die sich gegen 21 Uhr vor den drei Locations in Kreuzberg aufbaute. Freudige und aufgeregte Gesichter in jedem Alter, die sich jeweils auf ihren persönlichen Lieblingskünstler freuten und gespannt auf neue Stimmen und Tunes waren. Als dann um 22 Uhr der offizielle Einlass begann, füllten sich alle drei Locations in schnellen Tempo.
Wir ließen es uns nicht nehmen als erste Show Dermot Kennedy zu sehen, der auch zeitgleich auf arte im Live Stream zu sehen war. Circa 80 Stühle umrahmten eine kleine Bühne, die mit stehenden, leuchtenden Glühlampen, für eine ganz besondere, gemütliche und intime Stimmung sorgten. Als Dermot dann auf die Bühne kam und sich dafür bedankte bei diesem irisch-deutschen Event dabei sein zu dürfen, erntet er lauten Applaus. Jedoch dauerte es nicht lange bis es so leise wurde, dass sich der Raum nur noch mit seiner powervollen und emotionalen Stimme erfüllte. Diese besondere Atmosphäre kreierte eine Art Wohnzimmer Stimmung, bei der alle Gesichter auf den irischen Künstler und seine Band gerichtet waren. Nach Songs wie unter anderem Power Over Me und Lost und seinem neusten Hit Outnumbered drückte das Publikum dem Singer & Songwriter seine Bewunderung mit kräftigen Applaus im Stehen aus, inklusive uns, ganz vorne dabei.
Nach diesem intimen Moment voller Emotionen, verpackt in rustikalen, soulvollen Songs, ging es rockig mit der Berliner Band Gurr weiter. Die Front Mädels, Andreya Casablanca und Laura Lee, stimmten noch locker und entspannt ihre Instrumente ein, um dann mit einem riesen Lächeln auf der Bühne zu starten. She Says riss das Publikum von den Stühlen, was die beiden Sängerinnen sehr freute, da sie betonten, dass sie noch nie für ein sitzendes Publikum gespielt haben und alle sehr gerne aufstehen können, um etwas mitzutänzeln. Die deutsche Band machten ihrem surfgetränkten Punk’n’Roll Image alle Ehre und begeisterten mit Gitarren Sounds, frechen Texte mit einer gewissen Berliner-Trueness und rockiger Performance das Publikum.
Weiter ging es im FluxBau mit der irischen Künstlerin, Dowry, die gutbürgerlich auf den Namen Éna Brennan hört. Sie erzählte die Geschichte, wie ein Lied entstand, indem sie im irischen Meer mit Freunden schwamm und irgendwann nicht mehr ihren Körper spürte, jedoch gleichzeitig ein unheimliches Glück verspürte. Dies führte zu einem Lachen, aber auch Bewunderung für das Lied Can I Stay Here, dem das Publikum sitzend auf dem Boden lauschte. Éna Brennan, blieb ihrem Live-Perfomance-Stil treu, indem sie improvisierte und sich ihren Stücken langsam näherte, um ihren eigenen, individuellen Weg, auf Ort und Publikum abgestimmt, zu gehen. Für unsere letzte Perfomance des Abends suchten wir uns Meltybrains? aus, die in den Riverside Studios ihre Bühne hatten. Komplett in weiß gekleidet und mit bemalten Masken maskiert, erfüllten Meltybrains? den Raum mit ihrem außergewöhnlichen Sound aus experimentellem elektronischen Post-Rock. Bereits der erste Song brachte das Publikum zum Jubeln, inklusive Dermot Kennedy, der sich ins Publikum schmuggelte und mitwippte.
Alles in Allem, war dieses Festival ein inspirierender wie abwechslungsreicher Abend verschiedener Stimmen und Sounds, die einen zum Tanzen und Nachdenken bewegte. Ein Abend mit Stimmen, die gehört werden sollten, die den ein oder anderen Fan dazu gewonnen haben und der die Beziehung zweier Nationen musikalisch feierte. Wir hoffen jetzt schon, dass es 2020 wieder eine Zelebration der beiden Ländern gibt, wenn solch ein toller Abend dabei rauskommt.