Es ist ein Mythos der Musikbranche – das verflixte zweite Album einer Band soll ja immer das Schwierigste sein. Vor allem wenn, wie bei den Teskey Brothers, der Mythos des ersten Albums hinzukommt: Reiner Zufall soll es gewesen sein, dass die Band im letzten Jahr plötzlich weltweit als neue Bluesrock-Hoffnung gefeiert wurde. Die Australier wollten einfach nur ein bisschen rummucken, bisschen im heimatlichen Down Under für Ausgleich sorgen neben den ehrlichen Jobs, denen sie nachgingen. Nachvollziehbar: Wenn man schon mal eine stimmliche Röhre wie Josh Teskey am Start hat, kann man gleich auch Musik machen die klingt wie Whiskey-Schweiß und Empfindsamkeit, die Zeitlosigkeit mit der Sehnsucht nach längst vergangenen Tagen paart. Tage, in denen Textzeilen wie “Love is a crazy game, baby” durchs inbrünstige Vortragen schon authentisch wirken, nicht kitschig.
“Das zweite Album – es ist geradezu Furcht einflößend,” sagt Gitarrist Sam Teskey und lacht, bevor er schnell nachschiebt: “Wir haben den Druck wirklich gespürt. Plötzlich ist da mehr Interesse an uns und gleichzeitig eben auch mehr Erwartungen.” Sein Bandkollege und Schlagzeuger Liam Gough erklärt, dass die Arbeit an Run Home Slow eine ganz neue Herangehensweise für die Band bedeutete “Wir haben unsere erste Platte nach Gefühl zu Hause alleine aufgenommen. Jetzt hatten wir eine Vision. Und wir haben mit Produzent Paul Butler gearbeitet.”
Man mag sich fragen, warum die Teskey Brothers ein “winning team”, dass ja das Debüt Half Mile Harvest bewerkstelligt hat, überhaupt verändern. “Wir möchten uns weiterentwickeln! Und der Einfluß eines Produzenten wie Butler im Studio ist nicht zu unterschätzen: Er hat so viel aus uns herausgeholt, dass es uns selbst überrascht hat,” erklären die Musiker. Kein Wunder: Es ist nicht übertrieben, wenn man Butler als Regler-Wizard für alles, was im Blues-Rock derzeit von sich Reden macht, bezeichnet. Platten von Michael Kiwanuka gehen auf seine Rechnung, oder der Sound von St. Paul & The Broken Bones. Er ist also genau der richtige Mann für die Teskeys. „Plötzlich hat man da eine Instanz. Wir haben schon alle Mitspracherecht gehabt, aber wenn noch mal jemanden von außen mit so viel Ahnung dabei ist, ändert das schon viel,“ erklärt Sam.
Tatsächlich beschert der Produzent der Band eine gewisse Qualität zwischen dem staubtrockenen Blues-Rock. Saftiger ist er geworden, der Sound der Teskeys. Mehr Pop, mehr Pomp, mehr Gelegenheit zum Popowackeln finden sich auf der neuen Platte. Sie selbst empfinden sich eigentlich auch eher als Live-Band – eine, die erst auf der Bühne ihre gesamte Energie freisetzt. Wer kann, sollte sich die Band daher unbedingt auf einem ihrer Konzerte ansehen. Und es war daher auch gar nicht so einfach, die Lebendigkeit im Studio einzufangen: „Wir hatten ein bisschen Angst, dass die Platte zu glatt sein könnte. Wir wollen kein statisches Pop-Album machen,“ erklärt Sam.
Ist gelungen: Zusammen mit Butler übersetzen die Teskey Brothers ihre Musik aus der Vintage-Ecke in eine sehr smoothe Gegenwart aus elegantem Pop, erdigem Blues und treibendem Rock. Eine Gegenwart in der Textzeilen wie “I wake up early and I wake up late” bedeutsam wirken, nicht wie ein ganz normales, verkatertes Wochenende.
The Teskey Brothers live:
01.09. Golden Leaves Festival, Darmstadt