THOM YORKE – ANIMA


Foto-© Alex Lake

Es ist nichts Neues, dass Thom Yorke gerne mit verschiedenen Veröffentlichungsformen experimentiert und so erschien parallel zu seinem neuen Album ANIMA ein gleichnamiger Tanzperformance-Film bei Netflix. Regie führte dabei Paul Thomas Anderson, der auch schon mit Radiohead-Multiinstrumentalist Jonny Greenwood zusammenarbeitete. Produziert wurde die Platte von Nigel Godrich, der auch bei der Tour live mit auf der Bühne steht.

Seitdem Yorke wie ein Befreiungsschlag das Tanzen für sich entdeckt hat und es immer wieder in Videos seiner verschiedenen Projekte einbaut, stellt der dazugehörige Kurzfilm den besten Zugang zur Platte dar. Wie auf dem Album beginnt auch der Film mit Traffic – ein wild zuckender Beat, den man so ähnlich schon von anderen Songs von ihm kennt. Knarzende Synthies, hallige Snare, tiefer Bass und technoide Melodien, über die sich der hohe Gesang legt. Das alles erzeugt eine gewisse Nervosität und Unruhe, die sich dann im geloopten Gesang vom folgenden Last I Heard (… He Was Circling The Drain) unschlüssig ergibt. Ein schwirrender Beat schraubt sich im Hintergrund immer höher und bohrt sich durch die ruhigen Synthieflächen – Strobos blitzen in der nebligen Dunkelheit.

Twist ist ein langes Zwischenspiel und ein Track, der sich immer wieder auf und ab bewegt – mal düster, mal leuchtend, mal mit viel House, mal mit viel Klavier. Und dann kommt der Song, den es auf jeder Platte gibt, wenn Yorke sein Finger im Spiel hat: Dawn Chorus. Klar kann man sagen Thom Yorke am Klavier geht irgendwie immer, aber gerade im Kontext des Kurzfilms ist die Musik unheimlich nah und rührend: “If you could do it all again, Yeah, without a second thought, I don’t like leaving, The door shut, I think I missed something, But, I’m not sure what, In the middle of the vortex, The wind picked up, Shook up the soot, From the chimney pot, Into spiral patterns, Of you, my love”. Ungewöhnlich tief und verzerrt spricht er mehr, als er singt und winkt dabei die Oktaven wehend von sich weg.

I Am A Very Rude Person fällt vor allem durch die Bassline auf, Not The News dann wieder durch die Spielereien am Synthie und am Sampler. Experimentelle Sounds fügen sich zu einem schönen Slowdancer. Bei Impossible Knots ist es dann wieder der Drumcomputer, der den flirrenden Sound prägt und immer wieder durch den Bass und den schwindeligen Gesang gefüttert wird. Runwayaway lässt die Platte mit einer verhallten Gitarre und einer verfremdeten Computerstimme ausklingen, während sich der Beat langsam in zögernde Tanzbewegungen schraubt.

Thom Yorke – ANIMA
VÖ: 19. Juli 2019, XL Recordings
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